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Wind- und Solarenergie überholen Kohlekraft

26. Oktober 2016

Der Anteil von Erneuerbaren an der globalen Stromversorgung wächst rasanter als gedacht. Die Internationale Energieagentur hat ihre Prognosen deutlich angehoben. Für die Klimaziele reicht der Trend aber noch nicht.

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China Altay city Windkraftanlage
Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognosen für den weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich nach oben korrigiert. In ihrer jetzt in Singapur veröffentlichten Prognose geht die IEA davon aus, dass der weltweite Ausbau bis 2021 um 42 Prozent wächst. Das ist weitaus optimistischer als noch im letzten Jahr. 

Laut IEA war 2015 ein globaler Wendepunkt: Mehr als die Hälfte der in dem Jahr errichteten Kraftwerkskapazität für die Stromerzeugung basiert auf erneuerbaren Quellen, vor allem auf Wind- und Sonnenenergie. Zudem wäre die installierte Leistung aller bisher aufgestellten erneuerbaren Kraftwerke seit 2015 größer als die der Kohlekraftwerke.

"Wir erleben eine Transformation der globalen Strommärkte und sie wird von den erneuerbaren Energieträgern angeführt. Das Wachstum treiben zunehmend die Schwellenländer voran", sagt IEA-Direktor Fatih Birol.

Vor allem China treibt den Ausbau voran

Laut IEA-Prognose wird der Anteil der erneuerbaren Energien an der globalen Stromerzeugung von über 23 Prozent im letzten Jahr auf fast 28 Prozent im Jahr 2021 ansteigen. Als Grund für den beschleunigten Umstieg sehen die Autoren des Reports viele Faktoren: Zum einen seien es die anhaltend sinkenden Preise für die Erzeugung von Strom mit Solar- und Windenergie und damit eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den fossilen und atomaren Energien, zum anderen aber auch eine wachsende politische Unterstützung.

Infografik Wind- und Solarstrom wird global noch günstiger
Wind- und Solarkraft erzeugen heute meist den günstigsten Strom, sind umweltfreundlich und werden noch günstiger.

Während der Klimaschutz hier ein wichtiger Antreiber für den Ausbau der CO2-freien Energieerzeugung sei, spiele in vielen Ländern auch die "Reduzierung der tödlichen Luftverschmutzung und die Verbesserung der Energiesicherheit eine ebenso starke Rolle, vor allem in den aufstrebenden Regionen Asiens", schreiben die Autoren. 

Stark angetrieben wird das Wachstum der Erneuerbaren in den kommenden fünf Jahren also in Asien. "China bleibt nach wie vor der unumstrittene weltweite Marktführer für erneuerbare Energien. Es macht nahezu 40 Prozent des weltweiten Wachstums aus", so der Bericht. "Chinas Luftverschmutzungs-Probleme und ein positives politisches Umfeld treiben das Wachstum voran."

Positiv bewertet der Report auch die Bedingungen für einen beschleunigten Ausbau von Wind- und Solarkraft in den bevölkerungsreichen Ländern wie Indien und den USA.

China Tianchang Arbeiter vor Windkraftanlagen
China treibt den Ausbau kräftig voran. Doch für den wachsenden Energiebedarf reicht das Tempo noch nicht. Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Song Weixing

Boom reicht für die Klimaziele noch nicht

Um die internationalen Klimaziele zu erreichen, sind indes noch mehr Anstrengungen erforderlich, so die IEA. "Die Erwartungen bleiben bescheiden, verglichen mit dem enormen ungenutzten Potential der erneuerbaren Energien", sagt Birol. "Die IEA wird mit Regierungen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten, um den Einsatz erneuerbarer Energieträger in den kommenden Jahren zu maximieren."

Vor allem in Asien würde der Boom der erneuerbaren Energien nur einen Teil des rasanten Anstiegs des dortigen Strombedarfs decken. Damit ist der Stromsektor noch weit von einer "Dekarbonisierung" also einer Produktion ganz ohne fossile Energieträger, entfernt. Anders sehe es jedoch laut IEA-Prognosen in den Ländern der EU und den USA aus, wo der Ausbau zu einer Verringerung der Stromerzeugung mit Kohle, Öl und Gas führe.

Indien Kalkutta Verkehrsstau
Der PKW-Verkehr nimmt weltweit zu (hier Indien) und der Anteil von erneuerbaren Energien ist gering.Bild: DW/S. Bandopadhyay

Deutlich mehr gemacht werden müsse auch in den Bereichen Heizen und Verkehr. Laut IEA ist der Anteil erneuerbarer Energien hier noch gering und der Zuwachs langsam.

Insgesamt, so das Fazit, müsse zum Erreichen der Klimaziele der Ausbau erneuerbaren Energien beschleunigt werden. Mit zusätzlichen politischen Initiativen könnte das Wachstum der Erneuerbaren in den nächsten fünf Jahren um 29 Prozent gesteigert werden. Zudem ließe sich so gleichzeitig die Luftqualität verbessern.

Um hier mehr Fortschritte zu erreichen, sollten laut IEA einige Hürden beseitigt werden: Zum einen müssten erneuerbare Energien besser in die Stromnetze integriert werden. Zum anderen müsse die Politik für stabile Rahmenbedingungen sorgen, damit es möglichst wenige Risiken für Investitionen gebe.