"Windows 8 ist gescheitert"
11. April 2013So klar wie die Marktforschungsfirma International Data Corporation (IDC) hat selten ein renommierter Branchenkenner das PC-Betriebssystem Windows 8 verteufelt. Große Hoffnungen waren zum Verkaufsstart Ende Oktober mit dem System verbunden. Doch es wurde alles andere als ein Kassenschlager.
Laut IDC lieferten die Hersteller im ersten Quartal mit 76,3 Millionen fast 14 Prozent weniger PC aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Einen schlimmeren Absturz habe es seit Beginn der Datenerhebungen im Jahr 1994 nicht gegeben, erklärten die Marktforscher am Firmensitz im US-amerikanischen Framingham. Sie zeigten sich vor allem deshalb besorgt über den rapiden Verkaufsrückgang, weil sich die Wirtschaft etwas erholt habe und viele neue attraktive PC-Modelle auf den Markt gekommen seien.
Die Experten von IDC gaben dem weltgrößten Software-Konzern Microsoft eine nicht unerhebliche Mitschuld an dem Absturz. "Es scheint klar, dass die Veröffentlichung von Windows 8 nicht nur dahingehend gescheitert ist, den PC-Markt anzukurbeln", erläuterte IDC-Analyst Bob O'Donnell. "Es scheint sogar, dass der Markt abgebremst wurde."
Neues Design vergrault Kunden
Nach seiner Ansicht können sich die Kunden nicht an die neue Software gewöhnen. Als Gründe führte O'Donnell die radikal veränderte Bedienung des Betriebssystems mit seinen bunten Kacheln an (Artikelbild) sowie den Wegfall des vertrauten Start-Buttons. Zudem seien manche PC durch den Einbau von berührungsempfindlichen Bildschirmen teurer geworden.
Bereits seit einiger Zeit verkaufen sich PC schlechter, weil vor allem viele private Nutzer auf eine Neuanschaffung verzichten und stattdessen zu einem Tablet-Computer greifen oder sich mit ihrem Smartphone begnügen. "Die geringeren Auslieferungszahlen an sich waren keine Überraschung, aber die Heftigkeit des Rückgangs", sagte IDC-Experte David Daoud. Neben Microsoft bekamen auch einige große PC-Hersteller ihr Fett weg, namentlich Hewlett-Packard und Dell. Bei HP läuft ein groß angelegter Umbau, um Dell tobt eine Übernahmeschlacht. Das habe zusätzlich Kunden verschreckt, erklärte IDC.
se/qu (dpa, rtr, Handelsblatt)