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Politik

Wird die AfD zur Ost-Partei?

27. September 2021

Wer glaubte, die AfD bleibe eine Episode im Bundestag, muss jedenfalls im Moment einsehen: Die Partei ist gekommen, um zu bleiben. Allerdings gilt das vor allem dank der Ost-Stimmen. Was intern für Spannungen sorgt.

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AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla bei der Wahlparty seiner Partei
AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla bei der Wahlparty seiner Partei Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Fünf Prozent in Hamburg, knapp 25 Prozent in Sachsen: Für die AfD zeigt sich die Republik geteilt. Insgesamt ging es bei der Bundestagswahl für die Rechtspartei um die Spitzenleute Alice Weidel und Tino Chrupalla abwärts. Bundesweit kommt sie nur noch auf 10,3 Prozent - 2017 waren es noch 12,6 Prozent. Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen - überall ein Minus und einstellige Werte. In Sachsen und Thüringen hingegen schafft es die Partei indes mit rund einem Viertel der Stimmen auf Platz eins, in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf Platz zwei.

Die AfD - eine Art "Lega Ost"?

Den Vergleich zur früheren rechtspopulistischen Regionalpartei Lega Nord in Italien zog AfD-Chef Jörg Meuthen noch am Wahlabend. "Wenn wir vorankommen wollen, müssen wir im Westen genauso erfolgreich sein wie im Osten", sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur. Er hoffe, dass dies jedem in der Partei bewusst sei. Die AfD dürfe eben nicht zur "Lega Ost" werden. In Italien hatte der Vorsitzende Matteo Salvini die Lega ja bewusst zur landesweiten Partei umgeformt. Meuthen dazu: "Wir müssen einen gesamtdeutschen Auftritt haben."

"Nicht schlecht reden"

Sein Co-Chef Chrupalla, der sein Direktmandat in Sachsen verteidigte, sieht die Sache etwas anders: Angesichts der starken Werte fast überall im Osten ist er mit der Bundestagswahl insgesamt zufrieden. Er sprach von einem "sehr stabilen Ergebnis". Co-Spitzenkandidatin Weidel sagte, dass sie sich das Ergebnis "nicht schlecht reden lasse, von niemandem". 16 Direktmandate gewann die Partei, alle im Osten. Die Bemerkung Weidels vor der Hauptstadtpresse war zugleich eine Replik auf die kritischen Einlassungen ihres Parteifreundes Meuthen.

Von den erfolgreichen AfD-Landesverbänden gingen auch prompt Mahnungen Richtung Westen. Nötig sei mehr Programmtreue, sagte der thüringische Co-Parteichef Stefan Möller. Es wäre "gut, wenn man vom Osten lernt." Und der AfD-Chef in Sachsen-Anhalt, Martin Reichardt, fügte hinzu: "Wir sind hier im Osten klar Volkspartei geblieben." Die AfD könne nicht als bloße Protestpartei abgetan werden.

"Da wachsen neue Wähler nach"

Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer hatte schon vor der Wahl vorausgesagt, die Stärke der AfD in Ostdeutschland werde von Dauer sein. "Die AfD hat sich auch organisatorisch in einzelnen Milieus und Gruppen festgesetzt, auch in Betrieben", sagte der Professor der TU Dresden. Die Partei präsentiere sich vor Ort als Kümmerer - und sei auch unter jungen Leuten gefragt. "Da wachsen neue Wähler nach", sagte Vorländer.

 ml/ww (dpa, afp)