Wirtschaft im Jahr 2020: Hilfspakete, BER und Wirecard
Zeit, Bilanz zu ziehen nach einem außergewöhnlichen Jahr. Einem Jahr, in dem vieles passiert ist - trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Corona-Pandemie. Ein wirtschaftlicher Rückblick.
Mit "Wumms" aus der Krise
Schon im März verabschiedete der Bundestag einen ersten Nachtragshaushalt, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestmöglich abzufedern. Ein zweiter folgte im Juni. Mehrere Milliarden wurden bereitgestellt. Für den Haushalt 2021 wurden 180 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verspricht im Juni: "Wir wollen mit Wumms aus der Krise kommen."
Bitte nimm mein Öl!
Zum ersten Mal in der Geschichte bekommt man im April Öl für umsonst. Noch besser: Die Lieferanten bezahlten möglichen Käufern Geld dafür, ihnen das Öl abzunehmen. Durch die Pandemie wird einfach nicht mehr so viel davon benötigt. Den Lieferanten fehlten vor allem Lagerkapazitäten. Das zusammen ergab einen negativen Preis.
Frau an der Spitze - für ein halbes Jahr
Sie war die erste Frau an der Spitze eines deutschen Top-Konzerns. Doch nach nur sechs Monaten war es schon wieder vorbei: Am 30. April musste Jennifer Morgan ihren Co-Vorstandsposten bei SAP räumen, Christian Klein übernahm die alleinige Führung. In der Corona-Krise brauche es klare Führungsstruktur, begründet das Unternehmen die Entscheidung.
Ein ganz düsteres Kapitel
Ein schwarzer Tag, der 19. Juni: Der Wirecard-Skandal fliegt auf. Vermögenswerte von 1,9 Milliarden Euro existieren gar nicht, muss der Zahlungsabwickler zugeben. Am 25. Juni stellt das Dax-Unternehmen den Insolvenzantrag. Ein Untersuchungsausschuss wird eingesetzt und soll mögliche Versäumnisse von Behörden und Politik aufklären.
Am Boden
Mit einem neun Milliarden Euro schwerem Hilfspaket wird die Lufthansa Ende Juni vorerst gerettet. Die Airline ist längst nicht das einzige betroffene Unternehmen in der Reisebranche. Auch der Tourismuskonzern TUI bekommt Staatshilfen in Milliardenhöhe, um es durch die Pandemie zu schaffen.
Erst Crash, dann Aufbruch
Die drastischen Folgen der Corona-Krise auf die Wirtschaft waren absehbar, im Juli gibt es jedoch erstmals Zahlen. Im zweiten Quartal verzeichnen die Statistiker einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um knapp zehn Prozent. Der Lichtblick folgt im dritten Quartal: Weil die Wirtschaft im Sommer wieder brummt, legt das BIP um 8,2 Prozent zu.
BER? Doch!
Nach mehr als 14 Jahren Bauzeit und mehreren Milliarden Mehrkosten ist es Ende Oktober soweit. Der neue Flughafen Berlin-Brandenburg wird tatsächlich in Betrieb genommen. Am 31. Oktober landet eine erste Lufthansa-Maschine am BER. Noch haben jedoch nicht viele Reisende den Flughafen kennengelernt. Denn durch die Pandemie wird dramatisch weniger geflogen.
Aufs Parkett gewagt
Anfang Dezember geht die Plattform Airbnb, auf der Privatpersonen ihre Wohnung als Ferienziele vermieten können, in den USA an die Börse. Schon am Tag des Börsengangs verdoppelte sich der Wert der Aktie. Und das mitten in der tiefsten Krise der Reisebranche - weil Corona (siehe Lufthansa und TUI) das Reisen verhindert.
Ein Pieks für die Geschichtsbücher
Das deutsche Biotech-Unternehmen BioNTech meldet gemeinsam mit dem amerikanischen Pharmaunternehmen Pfizer im November als erstes Unternehmen weltweit ihren Corona-Impfstoff zur Zulassung an. Die ersten Impfungen laufen in Großbritannien und den USA bereits. Die 90-jährige Britin Margaret Keenan bekommt die erste Dosis verabreicht.
Etwas "Süßes" zum Schluss
Der Schokoladenhersteller Ritter Sport verteidigt seine ikonische quadratische Form. Konkurrent Milka darf seine Schokolade also nicht in die gleiche Form bringen. Denn der Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigt den Markenschutz und beendet damit nach rund zehn Jahren den "Schokoladen-Krieg".
Die Uhr war eigentlich schon abgelaufen:
Kurz vor der Bescherung am Heiligen Abend dann die Nachricht, an die eigentlich kaum einer mehr so recht hatte glauben wollen: Das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben sich auf ein Handelsabkommen nach dem Brexit verständigt. Jetzt müssen nur noch 27 Parlamente in Europa und das Unterhaus in London dem "Deal" zustimmen...