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Wirtschaft setzt Hoffnung in Flüchtlinge

26. Dezember 2015

Zum Jahresausklang schwankt die deutsche Wirtschaft zwischen Optimismus und Verdruss: Die Flüchtlinge könnten den Arbeitsmarkt beleben. Aber die Politik tue zu wenig für deren Integration.

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Hände eines Monteurs mit einer Rohrzange (Symbolbild: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Die deutsche Wirtschaft setzt große Hoffnungen in die Hunderttausenden Flüchtlinge, die auf der Suche nach Schutz und einem besseren Leben in diesem Jahr nach Deutschland gekommen sind. Wie eine "Verjüngungskur" am Arbeitsmarkt könnte der Zustrom wirken, glauben Experten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.

Auch Vertreter von Großunternehmen äußern sich optimistisch: "Die Flüchtlinge, die heute zu uns kommen, lösen vielleicht nicht morgen den Fachkräftemangel in Deutschland, aber mit erfolgreicher Integration und einem nachhaltigen Konzept können sie hoffentlich übermorgen einen Beitrag leisten", sagt Siemens-Personalchefin Janina Kugler der Nachrichtenagentur dpa.

"Qualifikation ist extrem ernüchternd"

Die nötige Motivation für Jobs in Deutschland brächten viele Flüchtlinge auf jeden Fall mit, so die Einschätzung der Experten. Es stehe jedoch in Frage, ob die fachlichen Voraussetzungen damit gleichauf gehen. "Das, was wir über die Qualifikationen erfahren, ist extrem ernüchternd", sagt der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer dämpft ebenfalls die Euphorie. Die Eingliederung der Flüchtlinge biete zwar Chancen für den Arbeitsmarkt, benötige aber lange Zeit, sagte er im Rahmen einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sieht hier die Politik am Zug: Damit die Firmen ihren Beitrag zur Integration leisten könnten, müsse die Regierung die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

ZEW-Präsident Clemens Fuest (Archivbild: DW)
ZEW-Präsident Clemens Fuest (Archivbild)Bild: DW

"Politik gegen die Wirtschaft"

Industriepräsident Ulrich Grillo pflichtet ihm bei: "Die Politik muss uns Unternehmen dabei helfen, Flüchtlinge schneller in Arbeit zu bringen." Die Spitzen der großen Wirtschaftsverbände bewerten den Kurs der Bundesregierung durchweg kritisch. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer spricht gar von einer Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik gegen die Wirtschaft.

Wichtig ist den Cheflobbyisten dabei eine europäische Perspektive. Für viele internationale Probleme könne es keine nationalen Antworten mehr geben, sagt DIHK-Präsdent Schweitzer. Nur gemeinsam habe Europa in der Welt Gewicht. Doch die Abschottung und der "Rückzug in nationale Wagenburgen" nimmt nach Ansicht von BDI-Vertreter Grillo zu - obwohl Solidarität und Kooperation in der EU gerade so wichtig seien wie nie zuvor.

"Politiker sind überfordert"

In einer repräsentativen Umfrage des Ipsos-Instituts für den Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski, in die 1000 Menschen einbezogen wurden, zeigte sich gar eine Mehrheit davon überzeugt, dass die Regierenden überfordert seien. 56 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu: "Die Politiker sind den Herausforderungen der Zeit immer weniger gewachsen."

Mit Blick auf die Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, äußerten sich die Teilnehmer weitaus skeptischer als die Vertreter der Wirtschaftsverbände. Die vorgeschlagene Antwort: "Die Flüchtlingswelle wird uns mehr wirtschaftliche Chancen als Probleme bringen", bejahten lediglich 16 Prozent.

jj/fab (dpa, rtr)