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Wo bin ich?!

Andreas Becker27. August 2002

Das Konferenzzentrum in Johannesburg liegt neben Einkaufspassagen, schicken Restaurants und Banken - in einer Festung aus Stein, Marmor und Stahl. DW-Korrespondent Andreas Becker über die Widersprüche des Ortes.

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Man muss den Film Matrix nicht gesehen zu haben, um auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg ein seltsames Gefühl zu haben. Sandton heißt der schicke Stadtteil, in dem die Reichen und Schönen unter sich sein können. Und hier, auf dieser Insel der Seligen in Johannesburg, verhandeln Gesandte aus allen Ländern, wie die Welt noch zu retten ist.

Doch warum eigentlich sollte man hier das Gefühl haben, dass etwas getan werden müsste? Dass die Welt untergeht, wenn am Ende des Gipfels nur ein weiteres UN-Papier herausgekommen ist? In Sandton jedenfalls scheint die Welt noch in Ordnung.

Zumindest auf den ersten Blick. Denn die Scharen von Polizisten erinnern daran, dass die Exklusivität von Sandton fragil ist, notfalls mit Gewalt verteidigt werden muss. Dieser Zustand gilt auf großen Gipfeln inzwischen schon als normal. Zur Normalität von Sandton gehört allerdings auch, dass viele Einwohner dieses edlen Stadtteils in Wohnvierteln leben, deren Zugang rund um die Uhr von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht wird. Ebenso normal ist es hier, dass fast jedes Haus zusätzlich durch Mauern, Stacheldraht und Alarmanlagen geschützt wird.

Draußen, so sagt man, sieht es anders aus. Östlich von Sandton liegt das schwarze Armenviertel Alexandra, in das sich Taxifahrer ungern vorwagen, weil man in den engen Straßen im Notfall so schlecht wenden kann. Noch dringender wird von einem Besuch in Downtown Johannesburg abgeraten: Glaubt man den Berichten, gibt es dorts nichts anderes als verfallende Häuser, Drogen und Verbrechen.

Kurz, man ist entweder drinnen oder draußen. Und drinnen wird vor allem davon geredet, dass man endlich etwas tun muss, damit es draußen besser geht. Dass die Armut bekämpft werden muss, und zwar weltweit. Dass die Welt Entwicklung braucht, und zwar eine nachhaltige. Dass man endlich vom Reden zum Handeln übergehen müsse, und zwar bald. Und während so geredet wird, schreibt und redet ein Heer von Journalisten über das, was geredet wird.

Wie heißt es doch sinngemäß in einem berühmten Gedicht: "Die Welt endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern."