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Wolfsburg, Köln und das Glück der Besseren

Alina Schwermer
7. November 2021

In der Frauen-Bundesliga ist der VfL Wolfsburg nach einem Last-Minute-Sieg über Frankfurt zurück im Soll. Köln siegt rauschhaft im Lokalduell. Verteidigerin erzielt 27 Tore in zwei Partien.

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Fußball Frauen Bundesliga VfL Wolfsburg vs. Eintracht Frankfurt
Glückliches Ende für die "Wölfinnen", die mit dem 3:2 gegen Frankfurt wichtige Punkte sammelnBild: Darius Simka/regios24imago images

Frauen-Bundesliga: 7. Spieltag

Wolfsburg mit dem Glück der Besseren

Gerade einen Spieltag ist es her, dass Eintracht Frankfurt den FC Bayern in letzter Minute mit 3:2 besiegte. Nun schlug das Schicksal spiegelverkehrt zu: Durch einen Standard in der letzten Aktion vor Abpfiff drehte der VfL Wolfsburg das Spiel gegen die Frankfurterinnen und gewann ebenfalls mit 3:2. Wieder verlief die Partie spektakulär und zeigte, wie sehr Wolfsburg sich zuletzt unter Wert verkaufte. Vielleicht war das Team auch schlechter geredet worden, als es tatsächlich ist. Etwa 70 Minuten lang waren die Wolfsburgerinnen hoch überlegen. Sie sind sicherlich Titelanwärterinnen Nummer zwei. Das Problem bleibt allerdings ihre mangelnde Chancenverwertung. 

Zwar schmerzten nach wie vor die Verletzungen von Alex Popp und Ewa Pajor, doch half es, dass Frankfurts Trainer Niko Arnautis sich bei den Wechseln böse verkalkulierte und sein erschöpftes Team viel zu spät auffrischte. "Ich bin überglücklich, das sind die besten Spiele", schwärmte Dominique Janssen, die doppelt traf. Für Wolfsburg ein wichtiger Erfolg fürs Selbstbewusstsein, und auch, um die Bayern nicht aus den Augen zu verlieren. Enttäuschend war nur die Kulisse von kaum 1.000 Fans. Mehr mediale Präsenz allein reicht offenbar nicht, um den Abwärtstrend beim Publikum zu stoppen.

Die Champions League als Gleich- und Ungleichmacher

Ein Wettbewerb war an diesem Spieltag in aller Munde, obwohl er gar nicht gespielt wurde: die neu expandierte Champions League. "Wir sind in der Champions League mehr gefordert, das bietet Chancen für die Klubs dahinter", hatte Wolfsburg-Coach Tommy Stroot die eng umkämpfte Ligaspitze analysiert. Ähnlich sehen es die Verfolgerinnen aus Frankfurt. "Es sind sehr viele Spiele für die, die Champions League spielen", so Laura Feiersinger. "Das wird sie viel Kraft kosten." Mit der unausgesprochenen Hoffnung: eine Chance für uns. Die neue Gruppenphase als Gleichmacher.

In der kommenden Woche stehen mit Wolfsburg gegen Juventus Turin, PSG gegen Real Madrid, Hoffenheim gegen Barcelona und Olympique Lyon gegen den FC Bayern mehrere Duelle großer Teams (oder zumindest großer Namen) an. Umso drastischer aber der Spannungsabfall innerhalb der Gruppenphase. Die Teams aus Nord- und Osteuropa haben völlig den Anschluss verloren. Zusammen kommen der dänische HB Køge, der schwedische BK Häcken, der ukrainische reine Frauenverein Schytlobud-1 Charkiw und der isländische Klub Breiðablik Kopávogur nach zwei Spieltagen auf genau: null Punkte und null Tore. Bald werden sie sich gar nicht mehr qualifizieren können für jenes Turnier, das von sich behauptet, ganz Europa abzubilden. Dafür gibt es für sie dann vielleicht Trost-Pokale wie die Euro League, ausgelagerte Orte der Prekären. Denn es ist ja wie im Leben: Abgehängte schaut man nicht gern an.

Rauschhaftes Derby für Köln und Mandy Islacker

In einem vor allem in der zweiten Hälfte vogelwilden rheinischen Derby hat der 1. FC Köln verdient mit 4:3 gegen Bayer Leverkusen gewonnen. Ein ums andere Mal stießen die engagierten Kölnerinnen mit schnellen Angriffen durch die erstaunlich hilflose Leverkusener Defensive. Zwei der vier Kölner Treffer gingen auf Mandy Islacker, die in Köln einen dritten Frühling erlebt. Die unerklärlich passiven Leverkusenerinnen kamen erst spät und durch Einzelaktionen nochmal ran, zwischenzeitlich hatte Köln mit schönem Passspiel bereits 3:0 geführt. "In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht da", kritisierte Kapitänin und Verteidigerin Melissa Friedrich gegenüber der DW. "Ich glaube, es war eine Einstellungssache. Die Kölnerinnen waren von der ersten Minute an zweikampfstärker als wir, und dann haben sie ihre Chancen auch noch direkt genutzt."

Frauen-Bundesliga Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Köln
Die Entscheidung in einem wilden Spiel: das 4:2 per Elfmeter durch Mandy Islacker Bild: Mirko Kappes/foto2press/imago images

Dass die zuvor im Höhenflug befindlichen Leverkusenerinnen das Spiel zu locker angegangen seien, wie Coach Achim Feifel kritisierte, mochte Friedrich so nicht stehen lassen. "Ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass wir es zu locker angegangen sind. Wir wussten, was wir wollten, wir haben es einfach nicht auf den Platz gebracht." Auch in Leverkusen ist man sich aber bewusst, dass die entscheidenden Spiele noch kommen. Für die bemerkenswerte Entwicklung gab es zurecht reichlich mediale Lorbeeren - wirklich aussagekräftig für diese Saison wird es jetzt. Zunächst geht es gegen die TSG Hoffenheim. "Wir haben keine Angst vor einem Einbruch", versichert dennoch Friedrich. "Es ist ein bisschen ärgerlich, dass die Niederlage jetzt im Derby passiert ist, aber irgendwann passiert es mal." Umso besser gelaunt war man beim FC: Rachel Rinast stellte fest, bei so einem Derby müsse man es halt nochmal spannend machen.

Die mit den 27 Toren

Habt ihr auch schon mal als Innenverteidigerin 27 Tore geschossen? In nur zwei Spielen? Oder heimlich davon geträumt? Tipps gibt sicherlich gern die 16-jährige Janina Häußler vom FC Speyer 09. Die spielt gewöhnlich in der B-Juniorinnen-Bundesliga West/Südwest, half aber bei den Frauen in der Bezirksliga aus. Dort war die zuvor von der TSG Hoffenheim gekommene Jugendspielerin offensichtlich etwas unterfordert. Sie traf in zwei Partien ganze 27 Mal. Nun führt sie als Verteidigerin die Torschützinnen-Liste an und hat sich 100 Treffer vorgenommen. Kann man machen.