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"Frühwarnsystem" für Krisengebiete

19. August 2014

Irak, Gaza, Ukraine - angesichts der anhalten Konflikte fordert die Hilfsorganisation "World Vision" eine internationale Friedensdiplomatie. Die Hilfe für die Menschen in den Krisengebieten müsse ausgebaut werden.

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Flüchtlingskinder aus Syrien laufen mit leeren Plastikkanistern für Trinkwasser durch zerstörte Häuser. (Foto: REUTERS/Ahmad Shalha )
Bild: Reuters

Intensivere Friedensbemühungen und größere Unterstürzung für die Menschen in Krisengebieten - das sind die zentralen Forderungen auf der Jahrespressekonferenz der Kinderhilfsorganisation "World Vision". Friedensdiplomatie müsse zur europäischen Daueraufgabe werden, forderte der Vorstandsvorsitzende Christoph Waffenschmidt. Es brauche eine Neuausrichtung der internationalen Friedenspolitik. Dafür müssten vor allem "neue Ansätze gefunden werden, um mögliche Konflikte in einem sehr frühen Stadium zu erkennen und vermittelnd eingreifen zu können."

Ein sogenanntes "Frühwarnsystem" solle Krisen in Konfliktgebieten abwenden. "Wir brauchen nicht nur Krisendiplomatie, wenn die Krise bereits ausgebrochen ist", sagte Waffenschmidt vor der Presse. Dafür würden unter anderem schnell abrufbare humanitäre Helfer und auch internationale Vermittler benötigt. So könnten beispielsweise Kirchenvertreter als Friedensstifter eingreifen.

Zivile Bevölkerung leidet unter militärischen Dauerkonflikten

Angesichts der anhaltenden Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten müssten auch die Nachbarländer stärker unterstützt werden, forderte der Sprecher des Hilfswerks. Allein in Syrien seien rund zehn Millionen Menschen auf der Flucht. Die Nachbarländer wie der Libanon oder Jordanien seien mit den weiter steigenden Flüchtlingszahlen überfordert.

Besonders bei militärischen Konflikten wie in Syrien, Gaza, dem Irak oder der Ukraine müsse auch an die einheimische Bevölkerung in diesen Ländern gedacht werden, forderte das christliche Hilfswerk. Sollten militärische Einsätze notwendig werden, müsse es danach konkrete Wiederaufbaupläne und Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung geben. "Wir dürfen Menschen nicht mehr in dem Chaos alleine lasse", sagte "World Vision"-Vorstand Waffenschmidt.

Syrien und Südsudan werden von anderen Konflikten überlagert

Die Mittel der Bundesregierung für humanitäre Hilfe werde im kommenden Jahr sinken. Das sei besorgniserregend, da das Geld schon jetzt nicht reiche, so Waffenschmidt. Eine weitere Kürzung hätte gravierende Folgen für die Menschen beispielsweise in Syrien und dem Südsudan. Beide Krisen seien symptomatisch für die anhaltenden kriegerischen Konflikte in der Welt. Ein Ende der Kriege sei nicht in Sicht. Dennoch würden diese Gebiete kaum noch beachtet.

Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender des Kinderhilfswerks World Vision zu Besuch im Libanon. Dort traf er Kinder in einem Flüchtlingscamp. (Foto:World Vision Deutschland)
Waffenschmidt: "Je mehr Konflikte es gibt und je länger sie dauern, desto schwieriger wird es, Menschen als Unterstützer für Menschen zu gewinnen."Bild: World Vision Deutschland

Das Hilfswerk "World Vision" warnte vor einer Hungerkatastrophe im Südsudan. Angesichts des ethnischen Konflikts zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und dessen Gegner Riek Machar, seien mehr als vier Millionen Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen, darunter eine Million Kinder unter fünf Jahren. Die Lage werde sich weiter zuspitzen, sagt Waffenschmidt. Die notwendige finanzielle Unterstützung fehle.

Denn der Spendenaufruf der Vereinten Nationen von 1,8 Milliarden Dollar sei bisher nicht einmal bis zur Hälfte finanziert. "Wir appellieren an das Auswärtige Amt, seine Hilfszusagen für das Land jetzt aufzustocken und entschiedener auf Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien zu dringen", so das Hilfswerk. Und auch die Spendenbereitschaft der Deutschen gehe für das Krisenland Südsudan drastisch zurück.

Hungernde Kinder, weinende Mütter - Konkurrenz der Krisen

Auch wenn sich die Bilder der Krisenherde der Welt gleichen, wissen die Helfer: Die Bereitschaft zu spenden ist bei Naturkatastrophen größer als bei bewaffneten Konflikten. "Die Bürger sind verunsichert, weil sie oft nicht wissen, wer in einem Konflikt die Schuldigen sind", erklärte Waffenschmidt.

"World Vision" ist in 95 Ländern aktiv. Angesichts der anhalten Krisen werde mehr humanitäres Engagement gebraucht denn je, betonte das christliche Hilfswerk. "Zugleich müssen Hilfsorganisationen stärker als je zuvor darum kämpfen, den Blick der Öffentlichkeit auf die Not dieser Menschen zu lenken. Je mehr Konflikte es gibt und je länger diese dauern, desto schwieriger wird es, Menschen als Unterstützer für Menschen zu gewinnen."

pab/qu (dpa, epd, kna)