Wunderkind der Mode: Zum 75. Geburtstag von Wolfgang Joop
Wolfgang Joop ist nicht nur einer der international erfolgreichsten deutschen Modemacher. Der Star-Designer ist auch ein kreativer Tausendsassa, der sich immer wieder neu erfindet.
Über Umwege zur Mode
Wolfgang Joop wurde am 18. November 1944 geboren. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Potsdam, zog er als Kind mit seiner Familie nach Braunschweig und studierte dort später Werbepsychologie und Kunsterziehung. Zum Abschluss brachte er die Fächer allerdings nicht, sondern begann eine Arbeit als Kunstrestaurator. Später machte er als bildender Künstler, Maler, Autor und Schauspieler von sich reden.
"JOOP!" startet durch
Nach der erfolgreichen Teilnahme an einem Modewettbewerb 1970 arbeitete Joop als Modejournalist. Der Durchbruch als Designer gelang ihm Anfang der 1980er Jahre, als er seine ersten Damen- und Herrenkollektionen unter dem Markenzeichen "JOOP!" vorstellte. Renommierte Models wie Claudia Schiffer (Bild) arbeiteten für das Label, das außerdem Schmuck, Parfüm und Einrichtungsgegenstände verkauft.
Abschied vom eigenen Label
"JOOP!" wurde zum angesehenen und umsatzstarken Label. 1998 verkaufte Wolfgang Joop 95 Prozent seiner Firmenanteile an den Wünsche-Konzern - für rund 150 Millionen DM. Joop blieb zunächst weiterhin Chefdesigner. Drei Jahre später stieg er endgültig aus dem Unternehmen aus.
Goldgrube "Wunderkind"
2003 kehrte der Designer in die Welt der Haute Couture zurück. Mit seinem Lebensgefährten Edwin Lemberg gründete Joop das Unternehmen "Wunderkind". Das hochpreisige Glamour-Label für Damen, das 2004 in New York zum ersten Mal vorgestellt wurde, ist ein regelmäßiger Gast bei internationalen Modeschauen. Inspiriert ist der Look von der Mode auf Berlins Straßen.
Auf Schrumpfkurs
Die Geschäfte liefen gut. Aber Joop war der Geschäftsidee überdrüssig und verkaufte kurzerhand seine Luxusläden an seinen Geschäftspartner Peter Kappler. Der Aufwand für dauernde Modeschauen und Werbung sei ihm zu groß geworden, ließ er seine Kunden wissen. "Ich hatte das Gefühl, ich drehe mich im Kreis."
Auszug aus der "Villa Wunderkind"
2017 verkaufte Joop auch den noblen Firmensitz am Heiligen See in Potsdam, in dem er lange auch privat gewohnt hatte. Milliardär und SAP-Gründer Hasso Plattner erwarb die klassizistische Villa mit Hilfe seiner Stiftung. Joop zog sich aufs Land, ins Krongut Bornstedt zurück. Sein Atelier ist im ehemaligen Kuhstall untergebracht.
Neue Kollektion "Looks"
Ruhestand bedeute Stillstand für ihn, sagte der agile Modeschöpfer mal in einem Interview mit der Boulevardzeitschrift "Bunte". Nach kurzer schöpferischer Pause stellte Joop im Mai 2017 der neugierigen Modewelt sein jüngstes Modelabel für die Textilkette Breuninger vor: "Looks", so der Titel, hier in Düsseldorf präsentiert von dem Model Ivana Teklic.
Vom Designer zum Orchideen-Züchter
In der Biosphäre in Potsdam (Brandenburg) studiert Wolfgang Joop, statt Stoffmuster und Farben für neue Kollektionen, die Ornamentik kostbarer Orchideen. Mit seinen Zeichenstiften, mit denen er früher die Modeentwürfe skizzierte, fertigt er jetzt auch Zeichnungen von Pflanzen an - als kontemplatives Hobby.
Juror bei "Germany's Next Topmodel"
Als Jurymitglied in der Castingshow "Germany's Next Topmodel" probierte sich Joop ab 2014 in einer völlig neuen Rolle. Ein Abstieg sei das, lästerten Kollegen aus der Modebranche. Aber er hatte Spaß daran, neben Topmodel und Showmasterin Heidi Klum, die Laufsteg-Qualitäten junger Nachwuchs-Models zu begutachten. Nach zwei Staffeln beendete Joop seine Jurorentätigkeit in der Show.
Unermüdlich kreativ
Auch mit 75 Jahren ist Wolfgang Joop umtriebig. In diesem Jahr erschien seine Autobiografie "Die einzig mögliche Zeit", mit der Joop auf Lesereise ging. Seit diesem Frühjahr ist er neuer Creative Director des Luxushemdenanbieters van Laack und präsentierte auf der Berliner Modewoche Hemden und T-Shirts mit seinen aufgedruckten Zeichnungen.
"Ich werde abhauen"
Trotz Rückzug ins Ländliche ist Wolfgang Joop weiterhin als Partylöwe, der sich gern ins Blitzlichtgewitter der Fotografen stellt, unterwegs - häufig mit seinem Mann Edwin Lemberg. Eine Feier zu seinem 75. will er jedoch nicht ausrichten, wie er der "taz" kürzlich verriet: "(...) viele Ältere auf einem Haufen wirken unappetitlich", so der Designer. "Ich werde auf jeden Fall abhauen."