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Politik

WWF: EU ist einer der größten Waldzerstörer

14. April 2021

Die Umweltschutzorganisation WWF prangert die Europäische Union nach China als weltweit größten Zerstörer tropischer Wälder an. Für den Konsum der Europäer würden dort riesige Waldbestände abgeholzt.

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Brasilien Plantage am Amazonas Regenwald
Avanço do agronegócio na região da MATOPIBA, Brasil.
Im Amazonasbecken: Links Sojaanbau auf gerodeten Flächen, rechts der Straße RegenwaldBild: Marizilda Cruppe/Greenpeace

Soja, Rindfleisch, Kaffee und Kakao: Damit Kunden in europäischen Supermärkten solche Produkte kaufen können, müssen in anderen Weltregionen Wälder weichen, heißt es im neuen Report des WWF für die Jahre 2005 bis 2017. Demnach gehen insgesamt 16 Prozent der globalen Abholzung in den Tropen im Zusammenhang mit internationalem Handel auf das Konto der EU.

Platz eins der "Weltrangliste der Waldzerstörer" nehme China mit 24 Prozent der globalen Tropenwaldzerstörung ein. Indien liege mit neun Prozent auf Platz drei vor den USA mit sieben Prozent. Die Studie basiert den Angaben zufolge auf Satellitenbildern und der Untersuchung von Handelsströmen.

Symbolbild I Brandrodung für Palmöl-Plantagen
Brandrodung auf Sumatra zur Schaffung landwirtschaftlicher ProduktionsflächenBild: Wahyudi/AFP/Getty Images

Für EU-Importe wurden laut dem WWF-Report zuletzt pro Jahr durchschnittlich Tropenwälder von der vierfachen Größe des Bodensees gerodet. Innerhalb der EU steht Deutschland ganz oben auf der Liste. Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja (rund 31 Prozent der gerodeten Fläche) und Palmöl (rund 24 Prozent), für deren Anbau oder Produktion vor allem Wälder in Südamerika beziehungsweise Südostasien weichen mussten. Dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee. Unter den EU-Ländern ist Deutschland für die meiste Abholzung durch Importe verantwortlich: Im Schnitt wurden dafür pro Jahr 43.700 Hektar Wald gerodet - eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin.

"Wälder sind unsere Lebensversicherung"

Nach Einwohnern gerechnet liegt Deutschland allerdings in etwa im EU-Schnitt. Der meiste Wald pro Einwohner wurde für Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark gerodet. Die Rodungen machen sich dem Bericht zufolge nicht nur in Ökosystemen weit weg von Europa bemerkbar, sondern betreffen auch das Weltklima. Durch die importierte Entwaldung habe die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht, heißt es in dem WWF-Bericht. Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr. Solche indirekten Emissionen würden in den Statistiken zum Ausstoß von Treibhausgas nicht erfasst.

Symbolbild I Brandrodung für Palmöl-Plantagen
Ödnis auf Sumatra, wo vormals tropischer Regenwald standBild: Dimas Ardian/Getty Images

Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die EU die durch Importe verursachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert hat. 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus, Europa lag bis 2013 auf Platz eins der "Weltrangliste der Waldzerstörer", wie es der WWF in dem Bericht formuliert.

Der WWF forderte die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, für bessere und verbindliche Umwelt- und Sozialstandards in den internationalen Handelsbeziehungen zu sorgen. Als ersten Schritt müsse sich die Bundesregierung bei der EU-Kommission für ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten einsetzen. "Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung", erklärte Christiane Scholl vom WWF.

Symbolbild I Brandrodung für Palmöl-Plantagen
Palmölplantage auf SumatraBild: Ulet Ifansasti/Getty Images

Freiwillige Absichtserklärungen von Regierungen und Unternehmen, Lieferketten entwaldungsfrei zu gestalten, hätten Naturzerstörung bisher nur in Einzelfällen gestoppt. Neben Wäldern müsse das EU-Gesetz auch andere Ökosysteme schützen. Denn ansonsten verlagere sich die Naturzerstörung nur vom Wald auf andere Ökosysteme wie Feuchtgebiete, Grasland und Savannen. Diese seien jedoch für Klima, Artenvielfalt und den Lebensunterhalt von Menschen vor Ort genauso wichtig wie tropische Wälder.

qu/gri (dpa, epd)