Costa Rica wählt
7. Februar 2010Erstmals könnte in Costa Rica eine Frau ins höchste Staatsamt gewählt werden. 2,8 Millionen Costa Ricaner sind an diesem Sonntag (07.02.2010) aufgerufen, den Nachfolger von Präsident Oscar Arias zu wählen. Die frühere Vizepräsidentin Laura Chinchilla führte die Umfragen lange klar an. Bis zu 20 Prozent lag sie vor ihren beiden männlichen Mitbewerben um das Präsidentenamt.
"Ich bin die beste Alternative für Costa Rica", parierte die 50-Jährige immer wieder Fragen im Wahlkampf. Doch nun ist ihr der rechtsgerichtete Kandidat Otto Guevara dicht auf den Fersen und hat jüngsten Umfragen zufolge aufgeholt. Damit könnte die Wahl nach einem unaufgeregten Wahlkampf noch einmal spannend werden.
Enge Vertraute Arias'
Dennoch hat Chinchilla gute Chancen, bereits am Sonntag auf Anhieb die erforderlichen 40 Prozent der Wählerstimmen zu erreichen und damit in der ersten Runde zu siegen. Die Juristin und Politikwissenschaftlerin gilt als enge Vertraute des amtierenden Präsidenten Arias, der laut Verfassung nicht mehr antreten darf.
Kritiker fürchten daher, dass Arias bei einem Wahlsieg Chinchillas als graue Eminenz weiterhin die Geschicke des Landes bestimmen würde. Im Wahlkampf waren ihre Konkurrenten denn auch bemüht, sie als Marionette Arias' darzustellen. Chinchilla dagegen unterstrich immer wieder, eigene Spuren in der Geschichte hinterlassen zu wollen.
Die Mutter eines Sohnes im Teenageralter spricht die Wähler an, die sich ein neues Gesicht an der Spitze des Staates wünschen. Zugleich ist sie durch ihre Nähe zu Arias für diejenigen attraktiv, die am Status Quo in dem als "Schweiz Mittelamerikas" geltenden Costa Rica nicht rütteln wollen.
Mikrochips statt Bananen
Das mit Abstand stabilste Land der Region genießt seit Jahren inneren Frieden, gilt politisch und wirtschaftlich als solide. Lebenserwartung und Bildungsniveau sind so hoch wie nirgendwo in Lateinamerika. Die einstige Bananenrepublik hat den Ökotourismus-Sektor in den letzten Jahren erfolgreich ausgebaut und exportiert in größerem Umfang Mikro-Chips.
Entsprechend sucht man in Costa Rica vergebens eine Links-Rechts-Polarisierung, wie sie bei vielen Wahlen in Lateinamerika im letzten Jahrzehnt zu beobachten war. Die drei bestplatzierten Kandidaten traten im Wahlkampf vor allem mit liberalen Positionen auf.
Harte Hand gegen das Verbrechen
Liberal gilt indes nicht für Fragen der inneren Sicherheit. Seit geraumer Zeit ist die in den mittelamerikanischen Staaten um sich greifende Gewalt auch nach Costa Rica geschwappt. Unisono fordern alle Kandidaten, dagegen mit der "Mano dura", der harten Hand des Staates vorzugehen.
Der Anwalt Guevara will die massiv gestiegene Kriminalität gar per Notstandsrecht bekämpfen. Zudem möchte er nach dem Vorbild des Nachbarn Panama die nationale Währung durch den US-Dollar ersetzen. Der in den Umfragen dritt-platzierte, der Mitte-Links-Kandidat Otton Solís, hingegen wirbt für einen stärkeren Staat und ist Kritiker des vor vier Jahren unter Arias durchgesetzten Freihandelsabkommens mit den USA. Der 55-jährige Solís war bei den Wahlen 2006 nur äußerst knapp gegen Arias unterlegen.
Gewählt werden am Sonntag auch die beiden Vizepräsidenten, die 57 Abgeordneten des Einkammer-Parlaments sowie die Bürgermeister und 414 weitere Ämter in den 81 Kommunen des Landes.
Autor: Sven Töniges (epd, dpa, ap)
Redaktion: Mirjam Gehrke