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Von Guantanamo nach Palau

11. Juni 2009

Von Guantanamo nach Palau - Nach ihrer Ankündigung, das Gefangenenlager auf Kuba zu schließen, wollte die US-Regierung, dass Deutschland eine Gruppe von Uiguren aufnimmt. Nun hat sich eine andere Lösung gefunden.

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Neue Heimat: Die Palau-InselnBild: DPA

Die Nachricht aus Palau kam völlig überraschend - Auch für Dolkun Isa in München. Die in Guantanamo inhaftierten Uiguren werden nach ihrer Freilassung offenbar vom Pazifik-Zwergstaat Palau aufgenommen. Isa ist der Generalsekretär des "Weltkongresses der Uiguren". "Natürlich ist das erstmal eine gute Nachricht", sagt er ein wenig zögerlich. "Bisher war ja kein Land bereit, die Uiguren aufzunehmen!"

"Wir könnten sie moralisch unterstützen"

Doch eigentlich ist Dolkun Isa enttäuscht. Denn die über 500 Uiguren in München hatten gemeinsam mit lokalen Politikern dafür geworben, die Uiguren in Deutschland aufzunehmen. Nach sieben Jahren in Guantanamo hätten die Gefangenen psychische Schwierigkeiten, seien vielleicht gefoltert worden. "Wenn sie nach Deutschland kommen, können wir sie moralisch unterstützen. Bei uns gibt es uigurische Kleinunternehmen, die ihnen Arbeit geben können. So können sie sich schnell in Deutschland integrieren."

U.S. trooper in uniform enters the Guantanamo detention facility
Soldat in GuantanamoBild: AP

Aber nicht alle in Deutschland dachten so. Besonders nicht Innenminister Wolfgang Schäuble, der immer wieder darauf bestand, dass die USA Guantanamo eingerichtet hätten und folglich auch für die Folgen selbst aufkommen müssten. Reed Brody von Human Rights Watch in Brüssel glaubt, dass noch etwas anderes den deutschen Politikern zu schaffen machte. Die chinesische Regierung betrachte die Uiguren als potentielle Terroristen, und besteht auf einer Auslieferung nach China. "Offenbar hat sie Ländern wie Deutschland gedroht und sie so unter Druck gesetzt."

"Für schwierigere Fälle aufsparen"

In Palau kennt man diese Probleme nicht, denn der Inselstaat gehört zu der Handvoll von Ländern weltweit, die Peking nicht anerkennen und stattdessen diplomatische Beziehungen zu Taiwan haben. Präsident Johnson Taribiong erklärte, er fühle sich "geehrt und stolz, dass die USA Palau in einer derart kritischen Angelegenheit um Hilfe ersucht" hätten. Palau, so erklärt auch Reed Brody von Human Rights Watch, sei ein Land mit engen Beziehungen zu den USA. "Es stand lange Zeit unter US-Verwaltung, und wenn amerikanischer Druck irgendwo wirkt, dann dort.“

China Xinjiang Uiguren in Hotan Mann mit Eselskarre
Nirgends ist der Ozean weiter: Uiguren in XinjiangBild: AP

Gerade deshalb hält er es nicht für eine gute Lösung, die Uiguren nach Palau abzuschieben. Die Uiguren seien "vermutlich am einfachsten von allen Guantánamo-Gefangenen unterzubringen". Sogar die Bush-Regierung habe gesagt, dass sie nichts mit Terrorismus zu tun hatten, konstatiert er. "Man fragt sich, ob man sich Palau nicht besser für die wirklich schwierigen Fälle aufheben sollen hätte."

Zuletzt hatte Albanien einige Uiguren aus Guantánamo aufgenommen. Exil-Uiguren aus Deutschland und anderswo halfen ihnen bei der Eingewöhnung. "In Albanien kennt sie jeder aus den Medien. Sie sind populär und haben sich gut integriert", erzählt Dolkun Isa stolz. "Manche studieren jetzt in Albanien, andere haben Arbeit gefunden."

Keine Muslime in Palau

Immerhin gibt es da ein paar kulturelle Gemeinsamkeiten: Die meisten Albaner sind Muslime, so wie die Uiguren; bei der letzten Volkszählung unter Palaus 20.000 Einwohnern wurden Muslime nicht erfasst. Die Uiguren, die aus einer Wüstenregion stammen, die weiter als jeder andere Ort der Erde vom nächsten Ozean entfernt ist, dürften sich bald in einem Taucherparadies 800 Kilometer östlich der Philippinen wiederfinden.

Autor: Thomas Bärthlein

Redaktion: Mathias Bölinger