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Jobbabbau bei Yahoo

22. Oktober 2008

Ein massiver Gewinneinbruch zwingt Yahoo zum zweiten großen Stellenabbau in diesem Jahr. Doch der amerikanische Internet-Konzern ist nicht allein ein Opfer der Finanz- und Wirtschaftskrise

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ARCHIV - Die Kombo vom 05.02.2008 zeigt die Logos der Firmen Yahoo! und Google (u). Kurz nach dem Scheitern der Übernahme von Yahoo! durch den Softwareriesen Microsoft haben die Internetsuchmaschinen Yahoo! und Google eine Kooperation im Werbegeschäft verkündet. Dies gab Yahoo am Donnerstag (12.06.2008) in Sunnyvale bekannt. Foto: Patrick Seeger dpa/lsw +++(c) dpa - Bildfunk+++
Zwei Internet-Riesen, aber nur Google strotzt vor StärkeBild: picture-alliance/ dpa

Erst in der vergangenen Woche zeigte Google, dass Internetkonzerne trotz Finanz- und zunehmender Wirtschaftskrise noch Kasse machen können. Der führende Suchmaschinenbetreiber meldete einen weiteren Anstieg der Kunden auf seinen Seiten und ein florierendes Anzeigengeschäft. Dank der steigenden Werbeeinnahmen kletterte der Überschuss des Unternehmens im dritten Quartal im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 1,35 Milliarden Dollar. Der Gesamtumsatz stieg um gut 30 Prozent auf 5,54 Milliarden Dollar.

Ganz anders jetzt Yahoo: Beim Konzern im kalifornischen Sunnyvale fiel der Überschuss im dritten Quartal um fast zwei Drittel auf 54 Millionen Dollar. Und der Umsatz legte nur noch ganz leicht auf 1,79 Milliarden Dollar zu. Angesichts dieses Debakels will Yahoo-Mitgründer und Unternehmenschef Jerry Yang weltweit mindestens zehn Prozent der Arbeitsplätze abbauen. Davon sind nicht weniger als 1400 Mitarbeiter betroffen – natürlich nur in Ländern mit hohen Lohnkosten. In Indien, Südostasien und in osteuropäischen Staaten werden noch immer zahlreiche Arbeitskräfte eingestellt.

Goldgruben und Falltüren

Yahoo CEO Jerry Yang poses for a photo in front of the Yahoo booth at Consumer Electronics Show in Las Vegas, Jan. 7, 2008. Yahoo is expected to release quarterly earnings Tuesday, Jan. 29, 2008. (AP Photo/Paul Sakuma)
Unter Druck: Yahoo-Mitgründer und -Chef Jerry YangBild: AP

Die Auswirkungen der Finanzkrise sind bei Yahoo aber nur die eine Seite der Medaille. Tatsächlich befindet sich der Konzern schon länger auf einer Durststrecke. Bereits Anfang des Jahres hatte er rund 1000 Jobs gestrichen. Vor allem im wichtigen Geschäft mit Werbeanzeigen bei der Internetsuche verliert Yahoo immer mehr Boden an Marktführer Google. Im direkten Vergleich zeigt sich vor allem, dass die Märkte außerhalb der USA für Google zu Goldgruben werden, für Yahoo dagegen zu Falltüren. Im US-Geschäft konnte Yahoo auch im dritten Quartal wieder zulegen, doch brachen die internationalen Erlöse ein.

Google wiederum triumphiert in den USA mit einem Marktanteil von 61,5 Prozent bei der Online-Werbung, erzielt zugleich aber schon mehr als die Hälfte seiner Umsätze außerhalb der Vereinigten Staaten. Und gerade bei der Vorlage der letzten Quartalszahlen wurde bekannt, dass nicht zuletzt die Kunden in Deutschland zum guten Ergebnis des Europageschäfts beigetragen haben. Aufgrund dieser überragenden Stellung konnte Google zuletzt sogar höhere Anzeigenpreise durchsetzen.

Enlastung durch Partnerschaft mit Google

Wie kann Yahoo dagegenhalten? Eine finanzielle Entlastung würde sicher die angestrebte Kooperation mit Google bei der Online-Werbung bringen, wie sie seit Sommer im Gespräch ist. Experten sprechen von einer möglichen Umsatzsteigerung von jährlich 800 Millionen Dollar für Yahoo. Allerdings liegt das von beiden Konzernen gewünschte Projekt derzeit auf Eis, weil das US-Justizministerium noch wettbewerbsrechtliche Bedenken hat und mehr Zeit für entsprechende Untersuchungen braucht.

Auch Konkurrenten wie Microsoft sowie Werbeunternehmen laufen Sturm gegen eine Partnerschaft von Google und Yahoo, weil sie darin eine Wettbewerbseinschränkung sehen. Der Software-Konzern hat aber noch einen viel gewichtigeren Grund: Er will Yahoo schlucken.

Microsoft lässt nicht locker

In this Oct. 18, 2007 file photo of Microsoft CEO Steve Ballmer gestures as he talks at the Web 2.0 Summit in San Francisco. Microsoft Corp. withdrew its $42.3 billion bid to buy Yahoo Inc. on Saturday, scrapping an attempt to snap up the tarnished Internet icon in hopes of toppling online search and advertising leader Google Inc. The decision to walk away from the deal came after last-ditch efforts to negotiate a mutually acceptable sale price proved unsuccessful. The talks reached a breaking point after Jerry Yang and David Filo, the co-founders of Sunnyvale-based Yahoo, flew to Seattle in the morning to meet personally with Ballmer.
Macht Druck: Microsoft-Chef Steve BallmerBild: AP

Im Mai 2007 wurden erstmals Fusionsgespräche zwischen Microsoft und Yahoo bekannt, die aber scheiterten. In diesem Sommer lehnte Yahoo dann ein Übernahmeangebot von Microsoft ab, 33 Dollar je Aktie zu zahlen. Seitdem stürzte der Aktienkurs von Yahoo steil ab und setzte dadurch Jerry Yang massiv unter Druck. Die geplante Partnerschaft mit Google stellt einen Versuch dar, sich dem Werben von Microsoft zu entziehen. Überdies gibt es Berichte, nach denen Yahoo eine Partnerschaft mit dem Internet-Portal AOL des Time-Warner-Konzerns auslotet.

Doch Microsoft bleibt hartnäckig: Fast zeitgleich mit der Bekanntgabe der guten Google-Zahlen in der vergangenen Woche heizte Microsoft-Chef Steve Ballmer die Übernahmegerüchte neu an – mit dem netten Satz, dass ein Geschäft zwischen Microsoft und Yahoo doch wirtschaftlich sinnvoll für die Aktionäre beider Unternehmen sein könne... (sti)