Yahoo soll Kunden ausspioniert haben
5. Oktober 2016Yahoo hat Insidern zufolge auf Anweisung der US-Behörden die eingehenden E-Mails aller Kunden durchsucht. Der Internet-Konzern habe damit im vergangenen Jahr einer geheimen Anordnung der US-Regierung Folge geleistet, sagten drei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Yahoo habe ein spezielles Programm geschrieben, um die einlaufenden Mails von mehreren Hundert Millionen Kunden nach einer bestimmten Zeichenkette zu durchforsten. Unklar blieb, welche Daten Yahoo an die US-Behörden übergab oder ob auch andere Internet-Konzerne beteiligt waren.
Den zwei ehemaligen Mitarbeitern und einer mit dem Vorgang vertrauten Person zufolge kam die Anordnung entweder von dem Nachrichtendienst NSA oder der Bundespolizei FBI. Die NSA stellt oft derartige Anträge über das FBI, was die genaue Zuordnung zu einem Dienst erschwert. Experten zufolge ist es der erste bekannte Fall, in dem ein US-Konzern der Forderung nach einer kompletten Überwachung des gesamten eingehenden Mail-Verkehrs nachgegeben hat.
Yahoo erklärte auf Anfrage lediglich, man halte sich an die Gesetze der USA. Die NSA verwies auf das Büro des Direktors der US-Geheimdienste, das eine Stellungnahme ablehnte. Der E-Mail-Provider Google erklärte, keine Anfrage wie Yahoo von der US-Regierung erhalten zu haben. Der Software-Konzern Microsoft, der mehr E-Mail-Kunden hat als Yahoo, teilte mit, er habe sich nie "an dem geheimen Scannen von E-Mail-Traffic beteiligt".
Der angeschlagene Internet-Pionier Yahoo hatte erst Mitte September eingeräumt, dass Hacker sich vor zwei Jahren Zugang zu den Daten von 500 Millionen Benutzerkonten verschafft hatten.
stu/fab (ap, rtr)