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Verspätete Auszeichung

Jan Bruck8. Mai 2013

2008 gewann die kubanische Bloggerin den DW-Award für den besten Blog. Die Ausreise wurde ihr verboten. Jetzt ist sie auf Welttournee und holte sich die Trophäe bei der Vorstellung der Bobs-Gewinner 2013 ab.

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Chefredakteurin Ute Schaeffer (l.), Yoani Sánchez hält ihren Preis hoch. Fünf Jahre musste sie auf diesen Moment warten: 2008 hatte Yoani Sánchez den internationalen Award The Bobs gewonnen. Damals verweigerte ihr die kubanische Regierung die Ausreise. Jetzt ist sie auf Welttournee und erhielt in Berlin die Trophäe bei der Vorstellung der Gewinner von The Bobs 2013. Foto: DW 07.05.2013
Deutsche Welle The Bobs Yoani Sanchez nimmt Preis entgegenBild: DW

"Ich widme diesen Preis allen Menschen auf der Welt, die die neuen Technologien nutzen, um ihre Wirklichkeit zu erzählen und zu verbessern", bedankte sich Yoani Sánchez in einer kurzen Rede auf Deutsch. Vor ihrer Zeit als Netzaktivistin hatte sie zwei Jahre in der Schweiz gelebt. Die Verleihung fand im Rahmen der Vorstellung der sechs diesjährigen Bobs-Gewinner " The Bobs' Six Winners" auf der Internetkonferenz re:publica in Berlin statt.

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Den Preis erhielt Yoani Sanchéz aus den Händen von DW-Chefredakteurin Ute Schaeffer (Artikelbild). "Die Welt braucht Menschen wie Sie, Yoani. Menschen mit Mut, einer klaren Vision und einer poetischen Stimme", sagte Ute Schaeffer in ihrer Laudatio. "Die Deutsche Welle ist stolz, Blogger und Internetaktivisten wie Sie im Kampf für Menschenrechte und freie Meinungsäußerung unterstützen zu können."

Seit 2007 schreibt sie auf ihrem Blog "Generacion Y" über den Alltag in Kuba. Ein Jahr später zeichnete die Bobs-Jury Sánchez dafür mit dem "Best Blog"-Award aus. Doch die kubanischen Behörden verhinderten ihre Ausreise. Fünf Jahre lang konnte sie den Preis nicht entgegennehmen. Nun strahlte die Frau mit den sanften Gesichtszügen und den hüftlangen schwarzen Haaren stolz von der Hauptbühne der re:publica ins Publikum herab. Außer ihr gab es an diesem Abend noch sechs andere Gewinner, deren Projekte durch die Bobs-Jury vorgestellt wurden - ausgewählt aus über 4200 Einreichungen aus der ganzen Welt.

Best Blog

Der chinesische Buchautor und Kolumnist Li Chengpeng gewinnt den Preis für das beste Blog. In China ist er zur Galionsfigur der Anti-Zensur-Bewegung geworden. Auf der Lesereise für sein neues Buch "Die ganze Welt weiß Bescheid" verboten ihm die Behörden das Wort. Bei seinen "stummen Lesungen" trat Li Chengpeng mit Mundschutz und einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Ich liebe euch alle" auf. Das T-Shirt und der Mundschutz sind zu Symbolen des Widerstandes in China geworden - millionenfach nachgeahmt. "Er ist ein Vorbild für die jüngere Generation. Er ermutigt sie, sich einzumischen und gegen Zensur einzustehen", begründete Jury-Mitglied und Blogger Hu Yong die Entscheidung.

Best Innovation - Free Weibo Schlagworte: Bobs 2013 ### Achtung: Nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diese Website verwenden! ###
Webseite des chinesischen Autors Li ChengpengBild: blog.sina.com.cn/lichengpeng

Best Social Activism Campaign

Die marokkanische Jugendinitiative 475 erhält für ihren Einsatz für die Rechte vergewaltigter Frauen einen Bob für die beste Internetkampagne. In Marokko kann ein Vergewaltiger laut Artikel 475 des Gesetzbuches straffrei davonkommen, wenn er sein Opfer heiratet. Die Geschichte von Amina, die 2012 im Alter von 16 Jahren Selbstmord beging, ist Thema des Films "475" und der Social-Media-Kampagne auf Facebook und Flickr. Der Kampf gegen das Gesetz sei auch im Hinblick auf die jüngsten Vergewaltigungsfälle in Indien "ein wichtiges Signal für Aktivisten auf der ganzen Welt, die sich für die Rechte von Frauen einsetzen", so die Jury.

Gewinner von The Bobs Die DW würdigt in der Kategorie Best Social Activism das Engagement von Menschen in Sozialen Medien zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten. Hier siegte die marokkanische Jugendinitiative 475 – www.facebook.com/475LeFilm. Sie richtet das Augenmerk auf das Schicksal vergewaltigter Frauen Copyright : Naji Tbel
Bobs-Gewinner der Jugendinitiative 475Bild: Naji Tbel

Best Innovation

Einen Einblick in das Zensurverhalten der chinesischen Regierung zu geben, ist das Ziel des Microblogging-Dienstes FreeWeibo.com. Die Plattform bietet einen zensurfreien Zugang zu SinaWeibo.com, eines der meist genutzten sozialen Netzwerke in China. Dank FreeWibo.com können User nachvollziehen, welche Nachrichten von den Behörden gelöscht werden. Die Jury: "Die systematische Zensur ist eines der größten Probleme im heutigen China. Nur, wenn sie sichtbar gemacht wird, können die Menschen auch etwas dagegen tun."

Reporters Without Borders

Auch in diesem Jahr zeichnen die Bobs in Zusammenarbeit mit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" Blogs aus, die sich in herausragender Weise für die freie Meinungsäußerung einsetzen. In diesem Jahr gewinnt den Spezial-Preis die junge Bloggerin und Menschenrechtsaktivistin Fabbi Kousassi aus dem westafrikanischen Land Togo. Sie nutzt ihren Blog, um über die extreme Polizeigewalt gegen Journalisten in dem autoritär regierten Land zu berichten.

Reporters Without Borders Award - Fabbikouassi Schlagworte: Bobs 2013 ### Achtung: Nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diese Website verwenden! ###
Spezial-Preis für das Blog der Menschenrechtsaktivistin Fabbi KousassiBild: fabbikouassi.wordpress.com

Global Media Forum Award

Die Herausforderungen der globalen Wirtschaft - das ist das Thema des diesjährigen Deutsche Welle Global Media Forums vom 17. bis 19. Juni 2013 in Bonn. Die Bobs widmen sich dem Schwerpunkt mit einer eigenen Kategorie. Durchgesetzt hat sich das Sozialprojekt "Infolady" aus Bangladesh. "Infoladies" sind junge Frauen, die mit dem Fahrrad entlegene und vom Internet abgeschnittene Dörfer besuchen. Ausgerüstet mit Netbooks und Smartphones helfen sie den Bewohnern, Antworten auf Fragen rund um Gesundheit, Landwirtschaft und Entwicklung zu finden. Für die Jury sei es "ein revolutionäres Projekt, das den Ärmsten in Bangladesh lebenswichtige Informationen zur Verfügung stellt."

Most Creative & Original

Welche Spuren hinterlassen wir im Internet? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Projekt "Me and My Shadow". Die Webseite bringt Nutzern auf spielerische Weise bei, sich sicher im Internet zu bewegen und gibt praktische Tipps - zum Beispiel für die Veränderung von Browser-Einstellungen. Hinter der Webseite steht die internationale Vereinigung Tactical Technology Collective, die weltweit Menschenrechtsaktivisten im Umgang mit den neusten Netztechnologien schult. Gerade in Staaten, die Überwachung und Zensur betreiben, sei es wichtig, vorsichtig zu sein, betonte die Jury. "Schließlich geht es in manchen Fällen um Leben oder Tod", stellte Jury-Mitglied Georgia Popplewell aus Trinidad und Tobago fest.

Most Creative and Original - Me and My Shadow Schlagworte: Bobs 2013 ### Achtung: Nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diese Website verwenden! ###
Welche Spuren hinterlassen Menschen im Netz? - "Me and My Shadow"Bild: myshadow.org

"The Bobs - Best of Online Activism" wurde von der Deutschen Welle 2004 ins Leben gerufen - mit dem Ziel, die Meinungsfreiheit im Internet voranzutreiben und einen offenen Austausch ohne Zensur zu fördern. Neben der Jury konnten auch Internetnutzer an der Bobs-Abstimmung teilnehmen. Die Gewinner der einzelnen Publikumskategorien kann man auf der Webseite der Bobs nachlesen.