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Gesellschaft

Botschafterinnen der Integration

Maximiliane Koschyk
7. Juli 2017

Mit ihren Schwimmkünsten retteten zwei syrische Schwestern mehrere Flüchtlinge vor dem Ertrinken. In Deutschland angekommen, engagieren sich Yusra und Sarah Mardini heute in der Flüchtlingspolitik.

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Syrien Flüchlinge Schwestern Sarah und Ysra
Bild: picture-alliance/dpa/M. Sohn

Während am Vorabend des G20-Gipfels in Hamburg der Protest auf den Straßen tobt, wird es in der Barclaycard Arena im Stadtteil Altona ganz still, als ein junges Mädchen mit langen braunen Haaren auf die Bühne tritt. "Mein Name ist Sarah Mardini, und ich komme aus Syrien", sagt sie. "Ich bin eine Geflüchtete, die von der Großzügigkeit Deutschlands profitiert hat."

Jubel schlägt ihr entgegen, sie wartet und erzählt weiter. "Dieser Großzügigkeit zum Dank kann ich nun anderen Geflüchteten helfen, eine Ausbildung zu bekommen, etwa indem wir in Griechenland Schulen gründen." Wie für viele andere Geflüchtete war Griechenland für Sarah und ihre Schwester Yusra zum dramatischen Dreh- und Angelpunkt ihrer Geschichte geworden. Aber ohne die beiden jungen Mädchen hätten 18 Menschen nie das Ufer der griechischen Insel Lesbos erreicht.

Im August 2015 waren die damals minderjährigen Mädchen aus Syrien geflohen. Als begabte Sportlerinnen ließen die beiden ein Leben als Nachwuchsathletinnen in der Nationalmannschaft Syriens und eine Heimat, in der ein Bürgerkrieg tobte, hinter sich. Aus Damaskus flohen die Schwestern über Jordanien in die Türkei, nach Izmir.

Durch das Mittelmeer nach Lesbos geschwommen

In einem überfüllten Schlauchboot wagen sie wie viele andere die gefährliche Überfahrt zur griechischen Insel Lesbos. Als das Boot zu sinken droht, ergreifen die beiden Athletinnen die Initiative, schwimmen mitten in der Nacht stundenlang durch das Mittelmeer und ziehen abwechselnd mit anderen Passagieren das Boot an einem Seil hinter sich her.

Olympiade Rio Schwimmen
Yusra bei den Olypmischen Spielen 2016Bild: Getty Images/AFP/M. Bureau

Eine Heldentat, die am Ende 18 Menschenleben vor dem Ertrinken bewahrt und den Schwestern weltweite Aufmerksamkeit beschert. Diese Aufmerksamkeit wollen sie nun für ihr Engagement nutzen. Auf der Hamburger Veranstaltung verkündet Sarah stolz: "Meine Schwester Yusra wurde Olympionikin; wir beide haben überlebt und wir sind Weltbürger."

In der Tat konnte Yusra, die jüngere der Schwestern, sich bereits 2016 für die erste Geflüchteten-Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro qualifizieren. Dem Team ging es nicht um Medaillen, sondern um den Triumph, nach ihren schweren Erlebnissen überhaupt dabei zu sein. Mardini trat in den Disziplinen Schmetterling und Freistil an, kam aber nicht in Medaillennähe. Die Leistungssportlerin wohnt mittlerweile in Deutschland, trainiert in einem Sportverein in Berlin.

"Ich möchte die Botschaft weiter verbreiten, dass Flüchtlinge normale Menschen sind, die unter traumatischen und verheerenden Umständen leben"; erklärte Yusra, als sie Anfang des Jahres zur Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) ernannt wird.

Ankommen und für Neuankömmlinge engagieren

Die beiden möchten zeigen, dass Geflüchtete "zu außergewöhnlichen Dingen fähig sind, wenn sie die Möglichkeit bekommen", sagte die 19-Jährige Yusra. Für sie heiße das auch, "ein starkes Beispiel für die Widerstandskraft und Entschlossenheit" der Geflüchteten zu sein, "ein neues Leben anzufangen und einen Beitrag für die sie aufnehmende Gesellschaft zu leisten".

Bambi-Verleihung
Für ihr Engagement erhalten die Schwestern, hier mit ihrem Vater und Fußballstar Bastian Schweinsteiger, den "Bambi"Bild: Picture-Alliance/dpa/C. Bilan

"Ich glaube, jeder, egal woher er kommt, sollte die Chance haben in Sicherheit leben zu können und seinen Träumen zu folgen", sagte Sarah vor tausenden Zuschauern in der Halle in Hamburg. Mit Deutschlands Unterstützung könne sie nun studieren. In Berlin wird sie die Fächer Wirtschaft und Politik belegen.

"Es ist so wichtig, dass gute Bildung für jeden Menschen weltweit möglich gemacht wird": Auch wenn Sarah Mardini zwar in Hamburg, aber nicht in Reichweite der G20-Staatschefs ist, wollen sie und ihre Schwester sich für andere Geflüchtete in der Weltpolitik Gehör verschaffen.