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Politik

Yücel verklagt Türkei auf Entschädigung

30. August 2018

Der ein Jahr in der Türkei inhaftierte "Welt"-Reporter Deniz Yücel verklagt die Regierung in Ankara auf umgerechnet rund 400.000 Euro. Laut seinem Anwalt will er auch einen Präzedenzfall für andere Journalisten schaffen.

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Istanbul Deniz Yücel in Freiheit
Deniz Yücel kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis Silivri bei Istanbul am 16. FebruarBild: Getty Images/AFP/Y. Akgul

Die Summe in Höhe von 2,98 Millionen Lira setze sich aus Entschädigungen für Verdienstausfälle und Anwaltskosten sowie Schmerzensgeld wegen Freiheitsberaubung zusammen, sagte Yücels Anwalt Veysel Ok der Deutschen Presse-Agentur.

Reporter ohne Grenzen hatte bereits am Mittwoch berichtet, dass der "Welt"-Korrespondent von der Türkei eine Haftentschädigung fordern wolle. Ok betonte, sein Mandant hätte für seine journalistische Arbeit nicht einmal festgenommen werden dürfen. "Die Regierung und das Gericht müssen einen Preis zahlen für diese Ungerechtigkeit." In der Klageschrift, die Ok nach eigenen Angaben schon eingereicht hat, heißt es unter anderem, Yücel sei unter "unmenschlichen Bedingungen" festgehalten worden.

Anwalt von Deniz Yücel
Vertritt Deniz Yücel ab dem 25. September vor einem Gericht in Istanbul: Anwalt Veyel Ok (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/L. Say

Der 44-Jährige war im Februar aus der Untersuchungshaft entlassen worden und durfte ausreisen, nachdem er im Gefängnis Silivri bei Istanbul lange und ohne Anklageschrift in Einzelhaft saß. Parallel zu seiner Freilassung wurde Anklage wegen "Propaganda für eine Terrororganisation" erhoben; das Verfahren geht weiter. Ihm drohen bis zu 18 Jahre Haft.

Yücel will im Zweifel vor den EUGH ziehen

Die erste Anhörung in Yücels Klage gegen die Türkei, die sich an das Schatzamt richtet, erwartet Ok für den 25. September. Man wolle auch einen Präzedenzfall schaffen für andere Journalisten, "die illegal ohne ordentliche Beweise" festgehalten worden seien. Sollte Yücel keine Entschädigungen aus der Türkei erhalten, würde er sich mit dem Journalisten an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden, so Ok.

"EU muss mehr Druck auf Türkei ausüben"

Die Inhaftierung des Reporters und weiterer Deutscher aus "politischen Gründen" hatte im vergangenen Jahr zu einer schweren Krise zwischen Berlin und Ankara geführt, zuletzt hatte sich das Verhältnis aber wieder entspannt. Erst vergangene Woche konnte die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu ausreisen, die vergangenes Jahr ebenfalls mehrere Monate in Untersuchungshaft verbracht hatte. Auch nach Yücels Freilassung sitzen allerdings laut dem Auswärtigen Amt noch immer sieben deutsche Bürger aus politischen Gründen in der Türkei in Haft.

hk/uh (dpa, afp)