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Zahl der Coronavirus-Toten wird vierstellig

11. Februar 2020

Mittlerweile sind in China mehr als 1000 Todesfälle registriert worden. Die WHO berät über Impfungen und Therapien. Doch in der Volksrepublik selbst stößt zuviel Transparenz schnell auf den Unmut der Behörden.

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China Corona-Krankenhaus in Wuhan
Krankenhaus in Wuhan: Visite unter strengsten VorsichtsmaßnahmenBild: Imago-Images/Xinhua/Xiong Qi

In China sind inzwischen mindestens 1016 Menschen an einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Innerhalb eines Tages kamen erstmals mehr als 100 Todesfälle hinzu - nämlich 108, wie offizielle Stellen in der Volksrepublik mitteilten. Die Zahl der registrierten Infizierten kletterte demnach um fast 2500 auf gut 42.600. Kleiner Hoffnungsschimmer: Damit stieg diese Zahl weniger stark an als noch am Vortag. 

"Feind der Menschheit"

Die Weltgesundheitsorganisation richtet an diesem Dienstag und am Mittwoch einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse. Bei der Konferenz solle die Wissenschaft im Fokus stehen, betonte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. "Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren", sagte Tedros. Weltweit führende Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Verbreitungswegen und Therapien befassen.

Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden. Kurz nach dem Ausbruch der Epidemie in China hatten die dortigen Behörden die Gensequenz des Virus veröffentlicht. Internationalen Forscherteams gelang es bereits, das neue Coronavirus im Labor nachzuzüchten. Das Impfbündnis Cepi hatte erklärt, ein Impfstoff gegen "2019-nCoV" könne voraussichtlich im Sommer in die Testphase gehen.

China Peking | Xi Jinping besucht Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention
Zeigte sich mit Mundschutz: Chinas Staatschef Xi Jinping in PekingBild: picture-alliance/Xinhua News Agency/L. Bin

"Entschiedene Maßnahmen" gefordert - und angewendet

Der chinesische Präsident Xi Jinping nannte die Lage "immer noch sehr ernst" und forderte "entschiedenere Maßnahmen" im Kampf gegen die Lungenkrankheit. Seit Ausbruch der Epidemie hatte er sich weitgehend von der Öffentlichkeit ferngehalten, nun besuchte der Staatschef ein Krankenhaus in Peking. Xi sprach per Videoschaltung auch mit Ärzten in der Millionenstadt Wuhan in der Provinz Hubei, wo das neuartige Virus erstmals bei Menschen festgestellt worden war.

Der staatliche Fernsehsender CCTV berichtete unterdessen, dass die beiden ranghöchsten Vertreter der Gesundheitskommission von Hubei entlassen worden seien. Laut CCTV entschied die Kommunistische Partei der Provinz, den Parteisekretär der Kommission, Zhang Jin, sowie deren Leiter, Liu Yingzi, zu feuern. Hubeis Behörden wird Inkompetenz im Umgang mit dem Coronavirus vorgeworfen.

Zwei "Bürgerjournalisten" festgesetzt

Mit "entschiedenen Maßnahmen" gehen die Behörden in der Volksrepublik aber auch gegen - aus ihrer Sicht - zu viel Transparenz bei der Berichterstattung über das Coronavirus vor. Zwei "Bürgerjournalisten", die über den Ausbruch des Virus und die überfüllten Krankenhäuser in Wuhan im Internet berichtet haben, wurden von der chinesischen Polizei festgesetzt. Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch unter Hinweis auf Familie und Freunde berichtete, hatten Polizisten den Anwalt Chen Qiushi und den Blogger Fang Bin "unter dem Vorwand der Quarantäne abgeholt". Seither seien beide nicht mehr über ihr Handy erreichbar, was in Isolation normalerweise möglich sein müsste. Keiner von beiden habe Symptome einer Infektion gehabt.

Chen Qiushi (Fotp: Privat)
Rechtsanwalt, "Bürgerjournalist", Influencer: Chen QiushiBild: Privat

Videos von Leichensäcken und überforderten Kliniken  

Die Videos von Fang Bin, der in Wuhan auch Leichensäcke gefilmt und auf Youtube hochgeladen hatte, waren um die Welt gegangen. Auch Chen Qiushi hatte in den überforderten Krankenhäusern der schwer betroffenen Metropole gefilmt. "Es gibt nicht genug Gesichtsmasken, nicht genug Schutzanzüge, nicht genug Material und was noch wichtiger ist, nicht genug Tests", schilderte Chen Qiushi in einem Video. Der freimütige Anwalt hatte im vergangenen Jahr auch an prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong teilgenommen und Videos davon in sozialen Medien in China verbreitet. "Ich habe nicht einmal Angst vor dem Tod", sagte Chen Qiushi in einem Video aus Wuhan. "Denkt ihr, ich habe Angst vor der Kommunistischen Partei?" 

sti/wa/se (afp, rtr, dpa)