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Zehn Begriffe zu Liebe und Sexualität

Matthias von Hein13. Januar 2016

Wenig im Leben ist so wichtig wie die liebende Begegnung zweier Menschen. Und wenig ist schwieriger. Speziell, wenn unterschiedliche Kulturen im Spiel sind. Zehn Begriffe geben Orientierung auf dem Feld der Liebe.

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Pärchen schaut Schulter an Schulter in den Sonnenuntergang (Foto: Pressmaster)
Bild: Colourbox/Pressmaster

1. Selbstbestimmung
Der zentrale Begriff, wenn es um Liebe und Sexualität geht: In Deutschland suchen sich die Menschen selbst aus, mit wem und auf welche Weise sie ihre Sexualität teilen und mit wem sie zusammen leben wollen - unabhängig von Eltern, Verwandten oder Religionsgemeinschaften. Wenn die Liebespartner sich einig sind, sind unter Erwachsenen - und nur unter Erwachsenen! - alle Spielarten der Liebe erlaubt: Egal ob unverheiratet, lesbisch oder schwul. Aber: Ein Nein ist ein Nein und muss unter allen Umständen akzeptiert werden - selbst wenn es vielleicht zuvor ein Ja gegeben haben sollte. Auch in der Ehe ist Vergewaltigung verboten und wird bestraft.

2. Flirten
Die mehr oder weniger erotisch aufgeladene Begegnung zweier Menschen. Flirten ist in der Regel ein Spiel mit Distanz und Nähe. Ausgangspunkt für einen Flirt kann ein Blick sein, das Öffnen einer Tür oder eine andere Hilfestellung, vielleicht auch eine sprachliche Annäherung wie etwa ein Scherz. Flirten ist ein unverbindliches Spiel mit Andeutungen und Möglichkeiten. Aber Vorsicht: Flirtbereitschaft bedeutet nicht automatisch Bereitschaft zu sexuellen Abenteuern. Außerdem: In Deutschland ist es üblich, sich etwa bei Begrüßungen in die Augen zu sehen. Und auch wer lächelt, will oft einfach nur nett sein - ohne jede Flirtabsicht.

Junger Mann schaut in einer Bibliothek eine lächelnde junge Frau an
Flirten macht nur Spass, wenn es beiden Spass machtBild: WavebreakmediaMicro/Fotolia

3. Party
Der ideale Ort, Bekanntschaften zu vertiefen, neue Menschen kennenzulernen oder auch zu flirten. Partys werden privat in kleinerem Kreis von Freunden und Bekannten in Wohnungen veranstaltet oder kommerziell in Kneipen oder Clubs. Sie bieten einen zwanglosen Rahmen, oft gibt es Musik, manchmal wird getanzt. Auch hier gilt: Gemeinsames Tanzen muss keine Einladung zum Anfassen sein. Auf Partys wird häufig Alkohol getrunken. In geringen Mengen kann er die gesellige Stimmung unterstützen. Bei größeren Mengen droht der Absturz.

4. Ehe
Trotz aller Veränderungen in den letzten Jahrzehnten immer noch die wichtigste Institution des Zusammenlebens von Mann und Frau. Knapp 18 Millionen Ehepaare leben in Deutschland. Und: Laut Umfragen glauben immerhin zwei Drittel der Deutschen, es gebe die große Liebe, "die ein Leben lang hält". In den letzten 60 Jahren hat sich die jährliche Zahl der Eheschließungen allerdings halbiert. Umgekehrt stieg die Zahl der Scheidungen. Und rund 20 Prozent der Mütter oder Väter ziehen ihre Kinder alleine auf. Dennoch: Mehr als zwei Drittel aller Paare mit mindestens einem Kind sind verheiratet. Die Ehe als "Bund fürs Leben" steht heute auch Schwulen und Lesben offen - gegenüber Ehen zwischen Mann und Frau allerdings mit eingeschränkten Rechten. Arrangierte Ehen sind in Deutschland unüblich. Ehen mit Minderjährigen sind ebenso verboten wie Ehen mit mehreren Partnern.

Symbolbild Liebespaar Vorspiel
Die meisten Ehepaare hatten schon vor der Hochzeit Sex - auch mit anderen Partnern.Bild: picture alliance/Bildagentur-online

5. Gleichberechtigung
Männer und Frauen genießen in Deutschland die gleichen Rechte. Zurzeit steht mit Angela Merkel eine Frau an der Spitze der deutschen Regierung. Jede Form von Diskriminierung ist verboten. Frauen, denen von ihren Männern Gewalt angetan wird, können sich an Behörden und Hilfsorganisationen wenden. Für Notfälle stehen in vielen Städten Frauenhäuser bereit, in denen Frauen vor ihren Männern geschützt untergebracht werden können.

6. Homosexualität
In Deutschland gesellschaftlich akzeptiert. Jede Form von Diskriminierung gegen Schwule und Lesben ist verboten. Homosexuelle können mit der "eingetragenen Partnerschaft" eine der klassischen Ehe in fast allen Punkten rechtlich gleichgestellte Form des Zusammenlebens wählen. Schwulen und Lesben haben lange um ihre Rechte kämpfen müssen. Bis 1969 waren "homosexuelle Handlungen" unter Männern in Deutschland verboten. Danach folgten erste Reformen des entsprechenden Paragrafen 175 des Strafgesetzbuches. Erst 1994 wurde der Paragraf 175 ersatzlos gestrichen.

Verkleidete Teilnehmer des Christopher Street Day (CSD) werben am 05.07.2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen) für "rubicon", das Kölner Beratungszentrum für Lesben und Schwule. (Foto: Foto: Caroline Seidel/dpa )
Beim Christopher Street Day wird bunt für die Rechte von Lesben und Schwulen demonstriertBild: picture-alliance/dpa/C. Seidel

7. Privatsphäre
Den Deutschen sehr wichtig. Der nicht-öffentliche Teil des Lebens, wo Menschen unbehelligt von äußeren Einflüssen ihre Persönlichkeit entfalten. Deswegen sind Deutsche vielleicht auch bei Einladungen in ihre Wohnung gegenüber Fremden oder nur flüchtig Bekannten etwas zurückhaltender, als Menschen aus anderen Kulturkreisen. Die Privatsphäre oder eventuell der Wunsch nach Rückzug anderer Menschen ist unbedingt zu akzeptieren. Übrigens: Viele Eltern nehmen große Rücksicht auf die Privatsphäre ihrer Kinder, jedenfalls ab dem Teenageralter. Sie klopfen erst an der Tür, bevor sie deren Zimmer betreten.

8. Sexualität
Wesentlicher Teil der Persönlichkeit und ihrer Entfaltung. In den 1960er Jahren setzte in Deutschland mit der sogenannten "sexuellen Revolution" eine weit gehende Liberalisierung des Umgangs mit Sexualität ein. Schwule und Lesben erkämpften die Gleichstellung ihrer Rechte. Sexualität ist mittlerweile längst nicht mehr an die Ehe gebunden. Sexualität ist heute vor allem an eines gebunden: Das Einverständnis des Partners. Das Tragen freizügiger Kleidung oder auch Nacktheit etwa an einem Badesee sind keineswegs als Einladung zu Abenteuern zu verstehen.

9. Toleranz
Die deutsche Gesellschaft baut auf Rücksicht und Toleranz. Jeder und jede darf seinen religiösen, sexuellen oder sonstigen Vorstellungen folgen - sofern damit nicht die Rechte anderer verletzt werden. Homosexuelle werden ebenso respektiert wie Menschen unterschiedlichen Glaubens - oder auch Atheisten.

Eine junge Frau sitzt in Berlin mit einer Packung der «Pille» zur Schwangerschaftsverhütung auf einem Bett und ihr Freund schaut interessiert (Foto: picture-alliance/dpa/J. Lange)
Verhütung ist immer ein Thema für beideBild: picture-alliance/dpa/J. Lange

10. Verhütung
In Deutschland werden Kinder und Jugendliche in der Schule frühzeitig über Sexualität, Fortpflanzung - und Verhütung aufgeklärt. Zur Bekämpfung von sexuell ansteckenden Krankheiten wird verbreitet für den Gebrauch von Kondomen geworben. Die sind überall erhältlich: In Supermärkten, Drogerien, Apotheken oder auch in Automaten in Kneipen oder Clubs. Verhütungspillen für Frauen werden vom Arzt verschrieben. Für junge Frauen unter 20 übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Die Kosten für eine Spirale sind selbst zu tragen. Wenn ein Mann und eine Frau sich sexuell begegnen, sollten sie sich zuvor über die Verhütung oder den Gebrauch eines Kondoms austauschen.