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PolitikIsrael

Zehntausende in Israel fordern Geisel-Deal

7. Juli 2024

Neun Monate nach dem Hamas-Massaker in Israel verlangen Angehörige der Geiseln von Regierungschef Netanjahu, endlich ein Abkommen zu schließen. Sie geben die Hoffnung nicht auf, doch die Verhandlungen verlaufen zäh.

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Viele Demonstranten mit israelischen Fahnen stehen Abends auf einem Platz in Tel Aviv
Wieder demonstrierten in Tel Aviv zehntausende Israelis für ein Geisel-AbkommenBild: Andrei Shirokov/IMAGO/ITAR-TASS

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu gerät neun Monate nach dem Massaker der islamistischen Hamas in seinem Land zunehmend unter Druck. Bei landesweiten Protesten am Samstagabend forderten erneut Zehntausende von Menschen, den wieder in Gang gekommenen indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen endlich zum Erfolg zu verhelfen. "Abkommen jetzt!", skandierten sie in Tel Aviv.

Luftballons in schwarz und gelb

Die Hamas und andere Terrorgruppen hatten am 7. Oktober - also vor genau neun Monaten - Israel überfallen, 1200 Menschen ermordet und 250 weitere verschleppt. Zum Auftakt eines von Protestgruppen geplanten "Tages der Störung" versammelten sich Aktivisten an diesem Sonntagmorgen nahe der Grenze zum Gazastreifen, um schwarze und gelbe Luftballons steigen zu lassen, berichtete die "Times of Israel". Die Farbe Gelb dient als Symbol für das Schicksal der Geiseln. Die Ballons waren an Schildern angebracht, die die Gemeinden repräsentieren, die am 7. Oktober überfallen worden waren.

Nach israelischer Schätzung befinden sich noch rund 120 Geiseln in der Gewalt der Entführer, viele dürften aber nicht mehr am Leben sein. Die Proteste wurden durch Berichte geschürt, wonach es nach langem Stillstand Fortschritte bei den von Katar, Ägypten und den USA vermittelten Verhandlungen gibt. Sie sollen nach israelischen Angaben kommende Woche fortgesetzt werden. Auf dem Tisch liegt ein Stufenplan, der zunächst eine zeitlich befristete Waffenruhe sowie den Austausch von weiblichen, älteren und kranken Geiseln gegen eine größere Zahl von palästinensischen Häftlingen in israelischen Gefängnissen vorsieht. Während der Waffenruhe sollen die Seiten über die Beendigung des Krieges und die Freilassung der restlichen Geiseln verhandeln.

Verhandlungen ohne zeitliche Begrenzung?

Bislang machte die Hamas zur Bedingung, dass Israel sich vorab zum Ende aller Kampfhandlungen verpflichtet. Von dieser Kernforderung soll sie laut Medien abgerückt sein. Zugleich aber würden die Islamisten auf eine schriftliche Zusage seitens der Vermittler dringen, dass die Phase der Verhandlungen - und damit die befristete Waffenruhe - ohne zeitliche Begrenzung fortgesetzt wird, wenn es in der vorgesehenen Frist zu keiner Einigung kommt. Diese Forderung der Hamas sei ein entscheidender Punkt, bevor sich die Vermittler an den Tisch setzen könnten, um die Einzelheiten eines Abkommens auszuhandeln, berichtet das US-Nachrichtenportal "Axios".

Palästinensische Aktivisten stehen in Ramallah im Westjordanland neben einem Mosaikporträt von Marwan Barghuti (Archivbild)
Palästinensische Aktivisten stehen in Ramallah im Westjordanland neben einem Mosaikporträt von Marwan Barghuti (Archivbild)Bild: Nasser Shiyoukhi/picture alliance/dpa/AP

Ungewiss ist auch die Frage, wie es nach dem Ende des Krieges mit dem Gazastreifen weitergeht. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" setzen viele Palästinenser Hoffnung auf den in Israel inhaftierten Politiker Marwan Barguti. Er gehört der Palästinenser-Partei Fatah an, die die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde (PA) dominiert, und war Berater des verstorbenen Palästinenserführers Jassir Arafat. Die Fatah und die Hamas sind die zwei größten Palästinenserorganisationen - und erbitterte Rivalen. Seit einigen Jahren gibt es aber Versöhnungsgespräche zwischen den beiden Organisationen. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der EU, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.

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Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Bei einem Luftangriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im mittleren Abschnitt des abgeriegelten Gebiets wurden nach palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet. Es handele sich um eine ehemalige Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, hieß es.

Das israelische Militär teilte mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal der UNRWA-Schule angegriffen habe. Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Im Vorfeld des Angriffs habe man Schritte unternommen, das Risiko für Zivilisten zu minimieren.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden wurden seit Beginn des Israel-Hamas-Krieges mehr als 37.000 Palästinenser getötet. Rund vier Fünftel der Bevölkerung sind innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens auf der Flucht. Auslöser des Krieges war das Massaker vom 7. Oktober.

haz/kle/as (dpa, rtr, afp)

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