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Zehntausende wettern gegen Madrids Sparpolitik

31. Januar 2015

Schwappt die Welle jetzt von Griechenland nach Spanien über? In Madrid demonstrieren die Anhänger der linken Partei Podemos in Scharen gegen den Sparkurs. Regierungschef Rajoy warnt vor "russischem Roulette".

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Demonstranten auf dem Madrider Puerta del Sol (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/S. Vera

Zehntausende Anhänger der spanischen Linkspartei Podemos ("Wir können") sind in Madrid gegen die Sparpolitik der Regierung auf die Straße gegangen. "Ja, es ist möglich!" riefen die Demonstranten bei dem "Marsch für Veränderung" im Zentrum der spanischen Hauptstadt. Die erst vor einem Jahr gegründete linkspopulistische Partei will bei der Parlamentswahl im November den Erfolg von Syriza in Griechenland nachmachen und die Regierungsmacht erobern.

Podemos-Chef Pablo Iglesias tritt für einen drastischen Kurswechsel in der spanischen Politik ein. Er sagte auf dem überfüllten Platz Puerta del Sol: "Die Zeit der Wende ist gekommen." Unter dem Jubel seiner Anhänger warf der 36-jährige Politikprofessor der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy vor, mit ihrem Sparkurs "Elend" zu schaffen.

"Die Stunde der Veränderung ist da"

Demonstranten trugen Transparente mit Slogans wie "Allgemeines Grundeinkommen" und "Ticktack, Ticktack, die Stunde der Veränderung ist da". "Es ist genug damit, dass die Korrupten alles nehmen und wir nichts dagegen tun können", sagte die 23-jährige arbeitslose Lehrerin Dori Sanchez, die für die Demonstration aus Manovar im Südosten Spaniens nach Madrid gereist war. Laut Podemos wurden 260 Busse gemietet, um die Anhänger aus dem ganzen Land nach Madrid zu bringen. Hunderte Einwohner meldeten sich, um Demonstranten für die Nacht zu beherbergen.

Zwar hat Spanien die Rezession überwunden, und die Wirtschaft ist laut vorläufigen Daten im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gewachsen. Doch noch immer ist fast jeder Vierte arbeitslos. Besonders unter der Jugend hat die Arbeitslosigkeit dramatische Ausmaße angenommen. Die Löhne sind während der jahrelangen Krise gesunken, während die Zahl der Angestellten mit gering bezahlten befristeten Verträgen stark gestiegen ist.

Demonstranten in Madrid mit Protestbannern (Foto: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images)
"Zeit der Wende ist gekommen": Demonstranten in MadridBild: Getty Images/B. Dominguez

Steiler Aufstieg der "Empörten"

Podemos war im Januar 2014 aus dem Protest der "Indignados" ("Die Empörten") hervorgegangen und hatte sich erst Mitte November formell als Partei gegründet. Ebenso wie Syriza lehnt Podemos die Spar- und Reformpolitik strikt ab, zu der sich die Regierungen in Madrid und Athen im Gegenzug für Hilfen der internationalen Kreditgeber verpflichteten. Bei der Europawahl im Mai votierten bereits 1,2 Millionen Spanier für die Partei, die fünf Mandate im Europaparlament eroberte.

Für die spanischen Parlamentswahlen, die Ende des Jahres anstehen, zeichnet sich ebenfalls Zustimmung auf breiter Front ab. Inzwischen liegt Podemos in einigen Umfragen sogar vor der regierenden konservativen Volkspartei von Ministerpräsident Rajoy und der oppositionellen Sozialistischen Partei in Führung. Rajoy warnte die Spanier eindringlich davor, "russisches Roulette" zu spielen, indem sie für das Podemos-Bündnis stimmten, das ihnen zwar "die Sterne vom Himmel" holen wolle, seine Versprechen aber nicht halten könne.

jj/sp (dpa, afp)