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Zerstörtes Kulturerbe: Irak bittet um Hilfe

8. März 2015

Seit Tagen verwüstet der "Islamische Staat" das kulturelle Erbe im Irak. Nun bittet Bagdad um Luftangriffe zum Schutz der antiken Stätten. Doch damit würde die internationale Koalition von ihrer Strategie abweichen.

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Ruinen in Chorsabad (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/Nico Tondini/Robert Harding

"Die internationale Gemeinschaft muss mit den ihr möglichen Mitteln einschreiten", forderte der irakische Minister für Tourismus und Altertümer, Adel Fahad al-Scherschab, und bat die von den USA angeführte Allianz darum, die Kulturgüter notfalls auch mit Luftangriffen gegen den "Islamische Staat" (IS) zu verteidigen.

Vandalen im Königssitz der Assyrer

Seinen Forderungen gingen eine Reihe von Angriffen auf das kulturelle Erbe im Irak voraus: Nach Angaben eines Mitarbeiters der Altertumsbehörde von Ninive haben die Dschihadisten innerhalb weniger Tage bereits die dritte Kulturstätte im Nordirak gesprengt. Dabei soll es sich um die Ruinen in der alten assyrischen Königsresidenz bei Chorsabad handeln. Der Ort liegt knapp zwölf Kilometer nördlich der IS-Hochburg Mossul und beherbergt Überreste der um 700 vor Christus gebauten assyrischen Feste Dur Scharrukin, die Aufschlüsse über das Leben der altorientalischen Kultur der Assyrer liefert. Nach Angaben der Altertumsbehörde haben die IS-Kämpfer Teile der Ruinen gesprengt und weitere Kulturgüter aus Dur Scharrukin geplündert.

UNESCO-Weltkulturerbe betroffen

UNESCO-Weltkulturerbe: die Ruinen von Al-Hadra (Foto: picture alliance)
UNESCO-Weltkulturerbe: die Ruinen von Al-HadraBild: picture-alliance/Bildagentur-online/Tips Images

Dschihadisten zerstörten nach Angaben der UN auch die antike Stadt Al-Hadra. Die UNESCO hatte die Stadt als Weltkulturerbe eingestuft. Wann genau die historische Stätte verwüstet wurde und wie groß der Schaden ist, darüber gibt es widersprüchliche Informationen. Laut dem Leiter der Abteilung für Altertümer der Mossuler Universität, Hamid al-Dschuburi, sollen IS-Kämpfer Ruinen in der Stätte mit Sprengstoff in die Luft gejagt haben. "Das stellt einen Verlust dar, der nicht aufgewogen werden kann", erklärte Al-Dschuburi.

Gegründet wurde die Stadt vor mehr als 2000 Jahren zur Zeit des Römischen Reiches. Es handelt sich um eine besonders gut erhaltene Festungsstadt in der nördlichen Provinz Ninive rund hundert Kilometer südwestlich von Mossul. Das irakische Ministerium für Tourismus konnte die Informationen über die Zerstörung Al-Hadras bislang noch nicht bestätigen. Nach Angaben Bagdads befindet sich das Gebiet vollständig unter Kontrolle des IS.

Zuvor hatten Dschihadisten bereits die einstige assyrische Hauptstadt Nimrud und wertvolle assyrische Statuen mit schwerem Gerät zerstört. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte dies als "Kriegsverbrechen und ein Angriff auf die Menschlichkeit".

Zerstörung im Museum in Mossul (Foto: unbestätigte Quelle)
Zerstörung im Museum in MossulBild: picture-alliance/dpa/IS/Internet

Auch Museum in Mossul verwüstet

Erst Ende Februar hatten die Dschihadisten ein Video veröffentlicht, das die Zerstörung assyrischer Kulturgüter zeigt. So zertrümmerten sie Statuen im Museum Mossul und eine einzigartige assyrische Torhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, die Statuen hätten der Vielgötterei gedient. Die Sunnitenmiliz beruft sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.

In der nordirakischen Provinz Ninive hat die irakische Armee keine Sicherheitskräfte mehr im Einsatz. Die jetzt ausgesprochene Forderung nach Luftangriffen der internationalen Koalition zum Schutz historischer Stätten würde allerdings eine Abkehr von der bisherigen Strategie bedeuten, die darin besteht, den IS militärisch zu schwächen. Die Terrormiliz hatte im vergangenen Jahr große Teile des Iraks und Syriens unter ihre Kontrolle gebracht und will die Regierungen in Bagdad und Damaskus stürzen.

ld/djo (afpd,dpa)