Zoff zwischen Qatar Airways und Airbus
21. Januar 2022Der Flugzeugbauer Airbus kündigte der Golf-Airline einen Auftrag für seinen aktuell schwer verfügbaren neuen Jet A321neo, wie Airbus am Freitag auf Nachfrage bestätigte. Mit der Verweigerung der Lieferung von 50 bestellten Jets wehrt sich Airbus auch außergerichtlich gegen einen seiner wichtigsten Kunden.
Insidern zufolge hatte Airbus das bei Terminabsprachen zum bevorstehenden Prozess an einem Londoner Gericht erklärt. Ende April soll dort über die Klage von Qatar auf Schadenersatz aufgrund von Lackschäden am A350 verhandelt werden. Die Luftfahrtbehörde von des Emirats Katar betrachtet das als Sicherheitsrisiko und hatte die Airline angewiesen, 21 ihrer insgesamt 53 Maschinen dieses Typs am Boden zu lassen.
Bemängelt werden Veränderungen am Lack einiger Maschinen. Dazu kommt Korrosion am Blitzschutzsystem der Flugzeuge. Airbus erklärte, das Unternehmen werde die Beschwerde "vollumfänglich zurückweisen". Die A350 habe keine Mängel, welche die Flugfähigkeit beeinträchtigten.
Qatar wegen Fußball-WM unter Druck
Die arabische Fluglinie fordert für die Stilllegung der 21 Maschinen des Typs A350 eine Entschädigung von 618 Millionen Dollar zuzüglich vier Millionen Dollar pro Tag des laufenden Streites. Die geforderte Summe könnte mit der A321-Kündigung durch Airbus noch steigen. Airbus warf dem einst hochgeschätzten Kunden Qatar vor, die Sicherheitsbedenken nur vorzuschieben.
Qatar äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorgang. Wie aus Gerichtsunterlagen hervorging, wird sich die Fluglinie voraussichtlich aber gegen die Aufkündigung der A321neo-Lieferverträge wehren. Aus Branchenkreisen am Golf hieß es, hinter dem Streit stünden keine wirtschaftlichen Interessen, weil Qatar Airways die Maschinen für die Fußball-Weltmeisterschaft benötige.
COVID als eigentlicher Grund?
Qatar Airways hatte im Dezember gegen Airbus eine Klage wegen Lackschäden bei seinem Großraumjet A350 eingereicht. Der Flugzeugbauer beschuldigt nun wiederum die staatliche Airline, ein lokales Landeverbot für 21 A350-Jets in ihrem Besitz bei den Behörden des arabischen Emirats Katar durchgesetzt zu haben, um den Forderungen nach Schadenersatz für die vermeintlichen Oberflächenmängel Nachdruck zu verleihen.
Airbus hatte Abnutzungserscheinungen eingeräumt, Sicherheitsrisiken aber verneint. Qatar Airways habe das Landeverbot vielmehr veranlasst oder geduldet, weil es angesichts der von der Pandemie beeinflussten Nachfrage in seinem wirtschaftlichen Interesse liege, die Flugzeuge am Boden zu halten, machte Airbus geltend.
A321neo - Option für die Zukunft
Qatar hatte den Auftrag über die A321neo-Maschinen vor zehn Jahren erteilt. Der Golf-Carrier wollte damit neue Strecken anbieten, auf denen sie große Jets noch nicht füllen kann, die aber zu weit für die kleinere A320 sind. Die erste Auslieferung war für Februar 2023 geplant.
Airbus könnte nach Einschätzung von Experten schnell andere Käufer für den stark nachgefragten Typ A321neo finden, während die Corona-Pandemie das Interesse am Langstreckenjet A350 weiter einbrechen ließ.
dk/hb (dpa, rtr, afp)