Neuer alter Zoopalast
7. Februar 2014Mit dem Zoopalast hat sich Hans-Joachim Flebbe einen Traum erfüllt. Zwei Jahre hat er ihn renovieren und umbauen lassen, originalgetreu im 50er-Jahre-Stil. Das Berliner Traditionskino wurde 1957 eröffnet und war von Anfang an eines der Hauptkinos der Berlinale. In den folgenden Jahrzehnten gingen internationale Filmstars wie Gina Lollobrigida und Errol Flynn bei dem Premieren ein und aus. Der Berliner Architekt Gerhard Fritsche hat den Zoopalast entworfen. Er ist eines der letzten großen Westberliner Kinos, das überlebt hat. Für die Berliner ist der Zoopalast mit viel Nostalgie verbunden. Drei Jahre lang war er geschlossen, nun hat Hans-Joachim Flebbe ihn wieder eröffnet. 2014 ist er wieder offizielles Berlinale-Programmkino.
Der Zoopalast - Premiumkino mit neuester Technik
Mit dem Zoopalast wollten wir einen Oldtimer unter Denkmalschutz mit modernster Technik wiederbeleben", sagt Hans-Joachim Flebbe. "Beim Ton gab es lange keine Weiterentwicklung. Jetzt gibt es ein neues System, man kann es fast als 3D für die Ohren bezeichnen, das ist Dolby Atmos. Das gibt einen optimalen Raumklang." Im Kino eins, seinem größten Saal mit 800 Plätzen, hat der Kinounternehmer High-Tech-Boxen und -Verstärker einbauen lassen mit 155.000 Watt Tonleistung. Allein das Soundsystem hat 380.000 Euro gekostet. Hinzukommen die größtmögliche Leinwand, die jeder Kinosaal zulässt, und neue Ledersitze. 7,5 Millionen Euro hat der Kinounternehmer insgesamt investiert.
Mehr Service als in anderen Kinos
Hans-Joachim Flebbe setzt auf ein älteres Publikum, das für einen Kinobesuch auch gerne etwas mehr ausgibt. 11 Euro kostet die Eintrittskarte im Zoopalast. Wer einen Aufpreis von 2,50 Euro bezahlt, wird im Foyer empfangen, bekommt ein Begrüßungsgetränk und wird zu seinem Logenplatz begleitet. Dort kann er sich bedienen lassen. "Bei uns kann man so lange das Vorprogramm läuft, etwas zu essen und trinken bestellen", so Flebbe.
"Fingerfood, Kleinigkeiten zum Glas Wein, Cocktail oder Glas Rotwein." Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt der Unternehmer, um den Extra-Service bieten zu können, fast doppelt so viel wie in den meisten anderen Kinos. Das Hauptgeschäft macht er aber nach wie vor mit dem Verkauf von Essen und Trinken. "Es ist ein wirtschaftliches Erfordernis, aber es ist auch nervig", sagt Hans-Joachim Flebbe. "Aber bei uns gibt's immerhin keine großen Eimer Popcorn."
Vier Jahrzehnte im Geschäft
Seit 40 Jahren ist Hans-Joachim Flebbe im Kinogeschäft. Mit sechs Jahren hat er seinen ersten Film gesehen, seine erste Geschäftsidee hatte er als Student in Hannover. "Ich habe einen Kinobetreiber in einem Vorort gefragt, ob ich mir alte Filme wünschen kann, denn als ich jung war, liefen die Filme zehn bis zwölf Wochen im Kino und waren dann weg für immer", sagt Flebbe. "Dann habe ich Zettel gedruckt und Aushänge gemacht. Vom ersten Tag an war das Kino ausverkauft." Hans-Joachim Flebbe hat Germanistik und Betriebswirtschaft studiert, mehr als acht Jahre.
Dann hat er abgebrochen und sich voll aufs Kinogeschäft gestürzt. Er begann, große Filmpaläste zu renovieren. 1989 gründete er Cinemaxx und eröffnete Multiplexkinos nach neuestem technischem Standard. Damals setzte er voll auf riesige Popcorntüten und auf ein jüngeres Publikum. 34 Cinemaxx-Kinos eröffnete Flebbe in ganz Deutschland. Zahlreiche kleine Kinos hat er aus den Städten verdrängt, was ihm viel Kritik einbrachte.
Das Ende bei Cinemaxx
Bis zur Jahrtausendwende stiegen die Umsatzzahlen permanent, 1998 brachte Flebbe die Kinokette Cinemaxx an die Börse. Dann ging es bergab. Zu viele Multiplexkinos waren in Deutschland entstanden. "Kollegen kamen und meinten in einer Stadt wie Würzburg, Braunschweig oder Augsburg wäre Platz für ein zweites oder drittes Multiplexkino", so Flebbe.
"Das brachte bei allen die Besucherzahlen zum Stehen. Es gab kein Wachstum mehr." In dieser Zeit stieg ein Medienunternehmer bei der Cinemaxx AG ein und sicherte sich immer mehr Anteile am Unternehmen. 2008 musste Hans-Joachim Flebbe als Vorstand gehen und sein Lebenswerk aufgeben.
Neustart de Luxe
"Kurz darauf habe ich angefangen, Premiumkinos zu bauen", sagt Hans-Joachim Flebbe. Er sieht es positiv. "Jetzt habe ich eine kleine Firma, wo ich alles selber bestimmen kann, anders als in einer Aktiengesellschaft, wo man anderen Rede und Antwort stehen muss."
Seine neue Geschäftsidee ist das Gegenkonzept zur Cinemaxx AG. Neun Premiumkinos hat der Unternehmer in Deutschland eröffnet, der Zoopalast ist sein neuestes. Mit rund 2 Millionen Besuchern jährlich für alle Kinos rechnet Hans-Joachim Flebbe. Rund 600 Mitarbeiter beschäftigt sein neues Unternehmen Premium Entertainment GmbH. Die nächsten Jahre wird sich zeigen, ob das neue Geschäftsmodell ein Erfolg wird.