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Tödliche Schüsse bei Demonstration

23. Mai 2014

In der Türkei ist ein zweiter Mensch nach blutigen Zusammenstößen während einer Demonstration gestorben. Die Polizei ging mit rabiater Härte gegen die Demonstranten vor. Dabei setzte sie auch Schusswaffen ein.

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Ein Mann schütter Wasser über einen rauchenden Panzerwagen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Am späten Vormittag musste der Gouverneur der türkischen Metropole Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, abermals der Presse Rede und Antwort stehen: "Zwei Bürger wurden durch Granatsplitter schwer verletzt. Eine Person starb inzwischen an den Folgen."

Bereits in der Nacht teilte Mutlu mit der Formulierung "Wir konnten Ugur Kurt nicht retten", über den Kurnachrichtendienst Twitter den Tod eines 30-Jährigen Mannes mit. Nach Angaben des Krankenhauses, in dem Kurt behandelt wurde, erlag er den Schussverletzungen, die er am Donnerstag im Stadtbezirk Okmeydani erlitten habe.

In dem Viertel waren die Polizisten mit Tränengas und Wasserwerfern gegen eine kleine Gruppe von Demonstranten vorgegangen, die Brandsätze und Steine schleuderte. Auf Bildern ist zudem zu sehen, wie ein Polizist mit einer Waffe in die Luft schießt. Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf einen Augenzeugen, die Polizisten hätten mit scharfer Munition in die Menschenmenge geschossen.

Tod durch Kopfschuss

Türkei: Der bedrängte Premierminister

Der stellvertretende türkische Regierungschef Bülent Arinc bestätigte, dass Kurt von einer Kugel in den Kopf getroffen worden sei. Arinc kündigte an, die von den Polizisten eingesetzten Schusswaffen sowie die auf den Mann abgefeuerte Kugel sollten untersucht werden. Kurt habe nicht an der Demonstration teilgenommen, sondern an einer Beerdigung in unmittelbarer Nähe des Geschehens, sagte der Vize-Ministerpräsident.

Nach dem schweren Bergwerksunglück von Soma mit 301 Toten kommt es in der Türkei immer wieder zu Demonstrationen gegen die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Reccep Tayyip Erdogan. Die Demonstranten geben ihr eine Mitschuld an der Katastrophe, da sie die Sicherheit der Grube nicht ausreichend überprüft habe. Mit geschmacklosen Äußerungen und mutmaßlichen Handgreiflichkeiten gegen Demonstranten hatte Erdogan den Konflikt noch zusätzlich angeheizt.

Merkel erwartet Zurückhaltung

In einem Telefonat mit dem türkischen Premier drückte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Angaben aus Berlin noch einmal ihr Mitgefühl angesichts der vielen Toten bei dem Bergwerksunglück aus. Am Samstag will Erdogan auf einer Großkundgebung der "Union Europäisch-Türkischer Demokraten" in einer Halle in Köln eine Rede halten. Es werden tausende Gegendemonstranten erwartet. Merkel forderte den Ministerpäsidenten in Zeitungsinterviews auf, sich bei seinem Kölner Auftritt in rhetorischer Zurückhaltung zu üben.

wl/SC (dpa,afp, rtr)