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Zweifel an freiwilliger Bankenbeteiligung

21. Juni 2011

Die Euro-Finanzminister sind sich einig, dass beim zweiten Rettungspaket für Griechenland auch private Gläubiger helfen müssen - allerdings nur freiwillig und nicht verbindlich. Doch das ist leichter gesagt als getan.

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Skyline von Frankfurt mit Bankenhochhäusern (Foto: dpa)
Auch die Deutsche Bank hat griechische Staatsanleihen - im Wert von 1,6 Milliarden EuroBild: picture alliance/dpa

Auf freiwillig liegt die Betonung. Freiwillig sollen sich die privaten Gläubiger an der Griechenland-Hilfe beteiligen. Freiwillig sollen sie neue griechische Staatsanleihen aufkaufen, wenn alte auslaufen oder freiwillig ihre bestehenden Forderungen verlängern. "Freiwillig wäre keine Bank gut beraten, Griechenlandanleihen zu zeichnen", sagt Wolfgang Gerke, Präsident des Bayrischen Finanz Zentrums im Gespräch mit DW-WORLD.DE. Die Ausfallwahrscheinlichkeit sei viel zu hoch. "Das könnte eine Bank ja vor den Aktionären gar nicht verantworten."

Ohne Anreize kein Engagement

Symbolbild mit dem Logo der Hypo Real Estate und dem Bundesadler (Foto: AP)
Nicht nur auf die Hypo Real Estate kann der Staat Druck ausübenBild: AP/Montage DW

Gerke glaubt, dass private Gläubiger nur dann freiwillig die Laufzeit ihrer Forderungen verlängern oder gar neue Griechenland-Anleihen zeichnen, wenn sie dafür eine Gegenleistung bekommen: beispielsweise die Garantie, dass sie als Gläubiger vorrangig behandelt werden. Dann würden im Insolvenzfall ihre Forderungen vor denen anderer Gläubiger bedient.

Christoph Schalast, Bankenexperte an der Frankfurt School of Finance & Management geht jedoch davon aus, dass sich die Banken sehr wohl freiwillig an der Griechenland-Hilfe beteiligen werden: Weil sie keine bessere Alternative hätten. Ohne Beteiligung privater Banken und Versicherungen bestehe die Gefahr eines Staatsbankrotts Griechenlands. "Dann kriegen sie erst einmal gar nichts", so Schalast zu DW-WORLD.DE, "und wenn sie Glück haben nach ein paar Jahren 20 bis 30 Prozent."

Der Staat mischt bei den "Privaten" mit

Panorama von Athen (Foto: Bilderbox)
Fällt Athen, müssen die Gläubiger für ihre Verluste selbst aufkommenBild: Bilderbox

Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass bei den so genannten privaten Gläubigern der Staat oft großen Einfluss habe und Druck ausüben könne. Beispiel Hypo Real Estate. Die Bank war in Folge der Finanzkrise komplett zwangsverstaatlicht worden. Deren griechische Staatsanleihen im Wert von siebeneinhalb Milliarden Euro sind mittlerweile zur Abwicklungsanstalt FMS Wertmanagement - einer sogenannte Bad Bank - ausgelagert worden.

Beispiel KfW. Die staatliche Förderbank hat dem griechischen Staat rund acht Milliarden geliehen. Beispiel Commerzbank. Auch sie wurde während der Finanzkrise vom Staat unterstützt und liegt bis heute zu einem Viertel in seiner Hand.

Insgesamt, so schätzt Schalast, liegt die Hälfte der 340 Milliarden Staatschulden bei privaten Banken und Versicherungen - in erster Linie in Griechenland selbst. Doch auch Frankreich ist stark in Griechenland engagiert. Französische Banken haben nicht nur Anleihen gekauft, sondern sie sind auch mit eigenen Tochtergesellschaften in Griechenland aktiv.

Insgesamt aber, so glaubt Finanzmarktexperte Gerke, hatten die Banken viel zu viel Zeit, um sich von den unsicheren Staatsanleihen zu trennen. Und so könnte eine Beteiligung privater Gläubiger Griechenlands Problem auch nicht wirklich lösen. Die meisten Staatsanleihen lägen nun ohnehin bei der Europäischen Zentralbank - und damit beim Steuerzahler.

Trotzdem möchte Gerke die privaten Gläubiger lieber heute als morgen zwingen, Griechenland zu helfen: "Sonst hat man für die Zukunft immer den Eindruck, wenn es schwierig wird, muss der Steuerzahler auftreten und die Kreditinstitute, die Investmentbanken sozialisieren ihre Verluste und privatisieren ihre Gewinne. Das ist das falsche Signal." Auch wenn die privaten Gläubiger viele ihrer griechischen Staatsanleihen abgestoßen hätten, sei es immer noch richtig, " sie mit den Restbeträgen mit ins Boot zu holen."

Ratingagenturen links liegen lassen

Fassade von Fitch Ratings in New York (Foto: DW)
Die Ratingagentur Fitch droht Griechenland mit einem DBild: DW / Sonja Kanikova

Gerke möchte einen Schuldenschnitt mit voller Beteiligung der Banken. Dass das Wörtchen Zwang dazu führt, dass Ratingagenturen Griechenland von CCC auf die niedrigste Stufe D abwerten, davor hat Gerke keine Angst. In seinen Augen ändert sich ohnehin nicht viel an Griechenlands Situation, egal, ob die Ratingagenturen es mit D bewerten - für Default, Zahlungsausfall. Denn Griechenland könne sich schon heute kein Geld am Markt besorgen. "Da sollte man hier nicht auf die Ratingagenturen schielen, sondern eine vernünftige Politik machen", kritisiert Gerke. Der Bankenexperte fordert ein vernünftiges Aufbauprogramm, so dass das Land nicht "ins Bodenlose" falle.

Ob Griechenland mit einem D bewertet wird oder mit einem etwas besseren CCC - auch für Schalast macht das keinen großen Unterschied. Ohnehin haben die Ratingagenturen Fitch und Standard & Poor's schon angekündigt, dass sie Griechenland mit D bewerten werden, falls sich die privaten Banken an der Umschuldung beteiligen - egal ob freiwillig oder gezwungenermaßen. Pleite ist eben pleite.

Autor: Jutta Wasserrab
Redaktion: Henrik Böhme