Zyprische Bankfilialen in Griechenland offen
27. März 2013Schon vor der Öffnung der 312 Bankfilialen in Griechenland bildeten sich Schlangen. "Die Leute sind beunruhigt, aber wir beruhigen sie", sagte ein Bankangestellter in Athen. Die Kunden der zyprischen Bankfilialen mit Standort in Griechenland müssten keine Zwangsabgabe zahlen, ihre Guthaben seien sicher.
Vor der Wiedereröffnung hatte die griechische Piräus-Bank die Niederlassungen der drei zyprischen Großbanken Bank of Cyprus, Laiki und Hellenic Bank übernommen. Die Übernahme hatten der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras und Zyperns Präsident Nikos Anastasiades in der vergangenen Woche vorbereitet. Dadurch wurden die zyprischen Tochtergesellschaften zu griechischen Bankfilialen.
Angst vor Kapitalflucht
In Zypern ist die Situation des Finanzsystems nach wie vor besorgniserregend: Am Donnerstag sollen die Banken nach fast zwei Wochen wieder öffnen. Der Inselstaat will unbedingt verhindern, dass Anleger massenhaft ihr Geld von den zyprischen Banken abheben. Bankkunden dürfen daher "einige Wochen" lang täglich nur 100 Euro von ihrem Konto abheben, erklärte der zyprische Finanzminister Michalis Sarris. Gerüchte in Nikosia besagen allerdings, der Höchstbetrag pro Person solle 1200 Euro pro Tag betragen.
Derweil müssen weitere Verantwortliche des zyprischen Finanzsystems ihren Hut nehmen: Die Chefs der größten und der zweitgrößten Bank, der Bank of Cyprus sowie der Laiki Bank, mussten auf Druck der internationalen Geldgeber, der so genannten Troika aus Europäischer Union (EU), Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), gehen. Mit deren Entlassung soll die Sanierung der Banken erleichtert werden. Bereits am Dienstag war der Verwaltungsratschef der Bank of Cyprus zurückgetreten.
Übermenschlich, übergroß
Laut Zentralbankchef Panicos Demetriades sind "übermenschliche Anstrengungen" nötig, um die Öffnung der Finanzinstitute zu ermöglichen. "Wir müssen das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Banken wieder herstellen", sagte Demetriades. Er sprach von einer "sehr kritischen Zeit". Zugleich verteidigte der Zentralbankchef das Rettungspaket für sein Land. Ohne die Vereinbarungen "wäre Zypern schon pleite", betonte Demetriades.
Die EU-Finanzminister hatten in der Nacht zum Montag ein Rettungspaket ausgehandelt, wonach Zypern Beistandskredite über zehn Milliarden Euro erhält und selbst 5,8 Milliarden Euro einbringt. Das kleine Euro-Land muss dafür seinen übergroßen Bankensektor zusammenstutzen und Anleger kräftig zur Kasse bitten.
Minister Sarris zeigte sich indes überzeugt davon, dass sich die bislang auf den Finanzsektor konzentrierte zyprische Wirtschaft wandeln werde. "Die Zyprer haben einen robusten Geschäftssinn, sie werden nach anderen Märkten Ausschau halten", sagte er. Dem Schiffbau und dem Tourismus gehe es gut. Die Regierung hoffe, den Verlust an Arbeitsplätzen in Grenzen halten zu können.
Außergewöhnlich, einzigartig
Frankreichs Präsident Francois Hollande und Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy traten unterdessen Bedenken entgegen, wonach das Rettungspaket für Zypern ein Modell für andere angeschlagene Staaten werden könnte. Es handle sich um einen außergewöhnlichen und einzigartigen Fall, sagte Rajoy während eines Besuchs in Paris. Hollande stimmte zu und ergänzte auf der gemeinsamen Pressekonferenz, die Garantie von Bankeinlagen bis 100.000 Euro müsse ein "unwiderrufliches Prinzip" sein.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte kürzlich für Aufregung mit seiner Aussage gesorgt, die Beteiligung von Aktionären, Anleihenbesitzern und Sparern tauge als Modell für künftige Hilfsaktionen. Nachdem seine Worte weltweit für fallende Kurse sorgten, ruderte er zurück. Mittlerweile betont auch Dijsselbloem, Zypern sei ein Sonderfall.
nem/sti (ap, afp, rtr, dpa)