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Äthiopien: Massenprotest gegen IS-Morde

22. April 2015

Zehntausende Äthiopier kamen zu der staatlich organisierten Kundgebung gegen die Ermordung von Christen durch die IS-Terroristen. Dabei kam es aber auch zu Ausschreitungen von Regierungsgegnern mit der Polizei.

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Demonstration in Äthiopien gegen IS-Terror (foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/Abubeker

Nach der Ermordung äthiopischer Christen durch die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS oder auch ISIS) in Libyen gedenkt Äthiopien mit einer dreitägigen Staatstrauer der Toten. Mehr als 100.000 Menschen kamen zu einem Marsch durch die Hauptstadt Addis Abeba, zu dem die Regierung aufgerufen hatte. Der Patriarch der orthodoxen Tewahedo-Kirche des ostafrikanischen Landes, Abune Mathias, brandmarkte die Morde an den mehr als 20 Christen als "abscheulich".

"Wir haben die Pflicht, unsere Stimme zu erheben, um der Welt zu sagen, dass die Tötung von Unschuldigen wie Tiere vollkommen unannehmbar ist", sagte das Kirchenoberhaupt. Auch die muslimischen Vertreter unter Führung von Scheich Mohammed Dschemal, Vorsitzender des Obersten Rates für islamische Angelegenheiten in Äthiopien, verurteilten die Enthauptungen. Die Tötung von Menschen "wie Hühner" habe keinen Platz im Islam, sagte Dschemal.

Auf den Transparenten und Plakaten der Demonstranten war zu lesen "Der IS ist nicht der Islam", "Stoppt den Terrorismus" oder "Unsere Einheit wird niemals von Extremisten zerstört". Trotz eines massiven Aufgebots der Staatsmacht richteten kleinere Gruppen den Protest aber auch gegen die Regierung. Sie verlangten Vergeltungsmaßnahmen. Zudem warfen sie den Führern in Addis Abeba vor, durch ihr Versagen und die Armut im Land die Menschen erst in die Flucht in die gefährlichen Regionen getrieben zu haben. Radikale Demonstranten forderten den Rücktritt der Regierung und bewarfen die Polizei mit Steinen, die antwortete mit Tränengas.

Die IS-Terrorarmee hatte am Sonntag ein Internetvideo veröffentlicht, das zeigt, wie etwa ein Dutzend Männer an einem Strand enthauptet und mindestens 16 weitere in einer wüstenartigen Gegend erschossen werden. Die Getöteten werden in dem Video als "Anhänger des Kreuzes der feindlichen äthiopischen Kirche" vorgeführt.

In Äthiopien sind etwa zwei Drittel der 95 Millionen Einwohner Christen. Die Tötungen sorgten weltweit für Entsetzen und Empörung. Westliche Regierungen betonten die Notwendigkeit einer politischen Lösung in Libyen, dessen Staat im permanenten Krieg zwischen Islamisten und nationalistischen Kräften zerfallen ist. Die IS-Dschihadisten nutzen das Machtvakuum, um sich in Nordafrika auszubreiten.

SC/sti (afp, rtr, APE, epd)