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Ölpreis steigt rasant an

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
3. April 2023

Gerade hatten sich die Preise für Diesel und Benzin an Deutschlands Tankstellen einigermaßen normalisiert, da droht neues Ungemach. Denn das Ölkartell Opec+ hat mal wieder an der Förderquote geschraubt.

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Ölbohrung bei Stavanger (Norwegen)
Ölbohrung bei Stavanger (Norwegen) Bild: Cavan Images/imago images

Schlechte Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher kurz vor Ostern: Es stehen wahrscheinlich wieder steigende Spritpreise an. Denn Staaten des Ölkartells Opec+ haben angekündigt, ihre Förderung ab Mai deutlich herunter zu fahren. So erklärte das Energieministerium in Saudi-Arabien, die Kürzung erfolge koordiniert mit einigen Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), sowie Nicht-Mitgliedern - daher der Name Opec+. Welche Länder das sind, wurde nicht genannt. Russland etwa gehört nicht zum Kartell, aber zum Kreis der Ländern der Opec+.

So hat sich denn auch der russische Vizeministerpräsident mit den Worten zitieren lassen, sein Land werde eine freiwillige Förderkürzung um 500.000 Barrel bis Jahresende verlängern. Im Februar hatte Moskau seine Förderbegrenzung ab März angekündigt. Damit hat die Regierung im Kreml auf den Preisdeckel für russisches Öl reagiert, den EU, G7 und Australien beschlossen hatten.

Höherer Preis - mehr Geld für Putins Kriegskasse

Die Förderkürzung durch das Ölkartell spielt Russland grundsätzlich in die Karten. Denn wenn in Folge des verknappten Angebots die Preise steigen, kann Moskau mehr Einnahmen generieren - und damit seine Kriegskasse füllen. "Die große Frage ist: Sind diese Preissteigerungen wirklich nachhaltig?", meint allerdings der Chefvolkswirt der Schweizer Privatbank Julius Bär, David Kohl, gegenüber der DW. Denn seiner Analyse zu Folge renne die Opec eher einer tendenziell sinkenden Ölnachfrage hinterher und passe deswegen ihre Förderung an. Dann wären die Preisanstiege eher kurzfristiger als langfristiger Natur.

Opec-Logo am Hauptsitz der Organisation in Wien
Opec-Logo am Hauptsitz der Organisation in WienBild: picture-alliance/dpa/B. Gindl

Zu Wochenbeginn jedenfalls haben die Preise an den internationalen Ölmärkten einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, ein Fass (Barrel) der Nordseesorte Brent sprang zeitweise um über sechs Prozent in die Höhe. Lag der Brent-Preis in der vergangenen Handelswoche konstant unter 80 Dollar, so kostete er am Montagvormittag über 84 Dollar. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Preise in den kommenden Wochen weiter steigen könnten.

Nachfrage aus China wird entscheidend sein

Das würde den Trend der vergangenen Monate beenden, in denen die Öl- und Energiepreise wieder von ihren Höchstständen im vergangenen Jahr heruntergekommen waren. Das lag unter anderem auch an einer vergleichsweise geringen Nachfrage in Folge der weltweit schwächelnden Konjunktur in den vergangenen Monaten. Insbesondere in China hatten viele mit einer stärker anziehenden Wirtschaft gerechnet, nachdem Peking die strengen Corona-Restriktionen aufgehoben hatte. Allerdings ist dieser Nachfrageboom ausgeblieben, die chinesische Wirtschaft ist auf nur moderatem Wachstumskurs.

Wie hoch steigen die Preise für Diesel und Benzin?
Wie hoch steigen die Preise für Diesel und Benzin? Bild: Christoph Schmidt/dpa/picture alliance

"Es gab relativ viel Spekulation am Markt, dass der Preis noch weiter zurückgeht wegen dieser fundamentalen Entwicklungen. Die Opec hat nun reagiert, um den Preis höher halten zu können", sagt David Kohl. Aus dieser Perspektive ist mit stabilen Preisen zu rechnen - was im Übrigen auch der Begründung der Opec für die Förderkürzung entspräche, es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme mit dem Ziel, den Ölmarkt zu stabilisieren.

Teuerster Heizwinter aller Zeiten

Konjunkturell wären langfristig wieder steigende Ölpreise keine gute Nachricht. Denn sie würden die Kosten für Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen in die Höhe treiben. Ohnehin kämpfen Verbraucherinnen mit den hohen Preisen und Unternehmen mit steigenden Kosten in der Unternehmensfinanzierung. Denn durch die steigenden Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation steigen die Zinsen bei der Kreditaufnahme von Unternehmen. So hat sich nach jüngsten Daten der EZB die Kreditfinanzierung für Unternehmen im Euroraum im Februar um 22 Basispunkte auf 3,85 Prozent erhöht. Innerhalb eines Jahres haben sich die Zinsen für Unternehmenskredite damit in etwa verdoppelt.

Verbraucher schließlich werden mindestens kurzfristig wieder tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie an der Zapfsäule ihr Auto betanken oder ihre Heizölvorräte auffüllen möchten. "Die globale Verknappung bedeutet natürlich, dass Heizöl-Kunden vermutlich in den nächsten Wochen noch einmal steigende Preise sehen werden", so Lundquist Neubauer vom Vergleichsportal Verivox. Das Portal hat errechnet, dass bereits der vergangene Winter zu erheblichen Mehrkosten geführt hat. Trotz vergleichsweise milder Temperaturen sei der vergangene Winter der teuerste Heizwinter aller Zeiten gewesen. Mussten Gaskunden rund 20 Prozent mehr für ein warmes Zuhause ausgeben, lag der Aufpreis für Kunden mit Ölheizungen bei 18 Prozent.