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Österreich lockert Anti-Corona-Maßnahmen

14. April 2020

Während in Deutschland noch über das Wie diskutiert wird, strebt Österreich eine langsame Rückkehr zur Normalität an. 80 Prozent der Einzelhändler dürfen ihre Geschäfte ab sofort wieder öffnen.

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Für Österreichs Hobbygärtner hat die Gartensaison mit Verzögerung begonnenBild: picture-alliance/dpa/R. Jaeger

Rund vier Wochen lang ging in Österreich kaum etwas. Zahlreiche Geschäfte mussten wegen der Corona-Pandemie schließen. Nun will die Alpenrepublik den langsamen Übergang in den Normalzustand ausprobieren. "Wir sind auf Kurs", sagte Regierungschef Sebastian Kurz (ÖVP) ein Wien. Die Disziplin und das Durchhaltevermögen der Bürger hätten dazu geführt, dass nun ein erster Schritt in Richtung "neue Normalität" gemacht werden könne.

Seit diesem Dienstag haben nun wieder zahlreiche Geschäfte geöffnet. Von der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen profitieren vor allem kleine Läden mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche wie Buchgeschäfte, Parfümerien und Boutiquen. Auch Bau- und Gartenmärkten ist es erlaubt, unter strengen Hygiene-Auflagen wieder Kunden zu bedienen. "Ich appelliere dringend, alle Sicherungsmaßnahmen der ersten Teilöffnung konsequent zu befolgen", betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Weiter mit Mund-Nasen-Schutz

Vereinzelt bildeten sich bei einigen Baumärkten schon vor Öffnung der Geschäfte lange Schlangen. Durch die Pflicht, einen Einkaufswagen zu nutzen, wurde die Zahl der Kunden begrenzt. Zu den Vorschriften zählt das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und das Abstandhalten. Dies gilt auch für jeden, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.

In einer zweiten Stufe sollen vom 2. Mai an alle Geschäfte in Österreich wieder öffnen dürfen, dazu zählen auch die Friseure. Von Mitte Mai an könnten die Lokale und Restaurants folgen. Die Regierung hat alle Schritte von einer weiterhin günstigen Entwicklung bei den Fallzahlen abhängig gemacht.

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Wie hier in der Steiermark wurde die Öffnung der Baumärkte von den Kunden gut angenommenBild: picture-alliance/dpa/E. Scheriau

Mit der stufenweise Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen wagt Österreich als eines der ersten Länder in Europa einen Schritt in Richtung Normalität. Davon profitieren können fast 80 Prozent aller Einzelhändler. Allein in Wien durften rund 4500 Läden wieder ihre Waren verkaufen. Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind auf 7.40 Uhr bis 19 Uhr beschränkt. Händler, die zu viele Kunden hereinlassen, müssen mit bis zu 3600 Euro Strafe rechnen.

Österreich steht im internationalen Vergleich in der Coronakrise aktuell gut da. Die Infektionszahlen sind eher niedrig, die Zahl der Genesenen dafür hoch. Außerdem sind die Kapazitäten der Kliniken zur Behandlung auch schwerer Fälle der Lungenkrankheit COVID-19 bei weitem nicht ausgereizt.

6500 Infizierte

Insgesamt gibt es aktuell rund 6500 Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Rund 1000 Patienten liegen im Krankenhaus. 368 Menschen sind an den Folgen gestorben. Die Zahl der noch verfügbaren Krankenhausbetten für Menschen, die an der Lungenkrankheit COVID-19 leiden, liegt bei 20.000.

Österreichs Wirtschaft braucht den Übergang zur Normalität. Diese Dringlichkeit sieht auch Bundeskanzler Sebastian Kurz. Vergangene Woche skizzierte er seinen Stufenplan zur Wiedereröffnung von Teilen der Wirtschaft. "Wirtschaftlich wollen wir diese Krise so schnell wie möglich überwinden und um jeden Job in Österreich kämpfen", sagte Kurz am Samstag. Im ORF erklärte er: "Wir sind noch nicht über den Berg. Die Gefahr ist immer noch unter uns." Selbstisolation und "Social Distancing" seien weiterhin notwendig.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnte jedoch am vergangenen Freitag zur Vorsicht: "Die Aufhebung von Beschränkungen könnte zu einem tödlichen Wiederaufleben führen", ohne Österreich ausdrücklich zu erwähnen.

cgn/djo (dpa, rtr)