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Übernahmepoker um Alstom

29. April 2014

Der Präsident bat ins Élysée und alle kamen. Nun liegen die Karten auf dem Tisch und Siemens wird sich das Spiel wohl nicht entgehen lassen: Die Münchner wollen schnellstens über ein Angebot für Alstom entscheiden.

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Konzernchef Joe Kaeser (links) und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme (rechts) vor dem Élyséepalast in Paris. In der Mitte der Chef von Siemens Frankreich, Christophe de Maistre (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bereits für Dienstagvormittag ist eine außerordentliche Sitzung des Siemens-Aufsichtsrats angesetzt. Konzernchef Joe Kaeser und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme waren am Montagabend von Frankreichs Präsident François Hollande in den Élyséepalast (Artikelbild) gerufen worden. Anschließend berichtete Kaeser von einem sehr offenen, vertrauensvollen und freundschaftlichen Gespräch mit Hollande und dessen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg. Die Konzernführung werde nun darüber entscheiden, ob es ein Angebot geben und wie es aussehen werde.

Der Übernahmepoker zwischen dem deutschen Technikkonzern und seinem US-Rivalen General Electric (GE) um Frankreichs Industrieperle Alstom geht damit in die heiße Phase.

Beide Unternehmen sind an Teilen des Konzerns interessiert, der insbesondere Kraftwerke und den Hochgeschwindigkeitszug TGV baut. Siemens-Chef Kaeser bekundet in einem Schreiben an Alstom-Chef Patrick Kron bereits ein Kaufinteresse. Demnach wollen die Münchner den Energiebereich, der 70 Prozent der Alstom-Aktivitäten ausmacht, für rund zehn bis elf Milliarden Euro kaufen. Zugleich könnte der Siemens-Transportbereich mit den Hochgeschwindigkeitszügen zu Alstom kommen. So könne ein nationaler "Champion" für Frankreich entstehen. Für mindestens drei Jahre will Siemens auch eine Jobgarantie geben.

Paris mischt mit

Obwohl der französische Staat keine Anteile mehr an Alstom hält, hat er sich direkt in die Verhandlungen eingeschaltet. Paris begründet dies mit der strategischen Bedeutung des Konzerns.

Frankreichs Staatschef Hollande hat die Alstom-Zukunft zur Chefsache erklärt und sich am Montagvormittag bereits mit GE-Spitzenmanagern zu einem Gespräch getroffen. Die sozialistische Regierung in Paris steht einem GE-Angebot skeptisch gegenüber. Der Präsident findet, dass der Staat "natürlich" ein Wort mitzureden habe, da er für die Unabhängigkeit des Landes bei der Energieversorgung verantwortlich sei. Für Hollande zählt nur ein "einziges Kriterium": die Schaffung von Arbeitsplätzen in Frankreich. Wirtschaftsminister Montebourg fände es "inakzeptabel", wenn der Großteil von Alstom von den USA aus geführt würden. Französische Unternehmen seien "kein Freiwild".

Berlin beobachtet nur

Der Minister macht aus seiner Präferenz für Siemens keinen Hehl. Siemens schlage vor, zwei weltweit führende Konzerne entstehen zu lassen: "Einen deutschen im Bereich Energie und einen französischen im Bereich Transport", argumentiert Montebourg. Und Arbeitsminister François Rebsamen betont, Alstom-Chef Kron könne nicht ohne Zustimmung des Staates agieren. Kron gilt als Verfechter der GE-Lösung.

Das Bundeswirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel in Berlin macht deutlich, dass es einen Zusammenschluss von Siemens und Alstom positiv sehen würde. Dies biete "große Chancen" für Deutschland und Frankreich. Der Minister stehe in engem Kontakt mit allen Betroffenen und stimme sich dabei mit Kanzlerin Angela Merkel ab.

rb/ml (afp, ap, dpa, rtr)