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Kommentar: Keine Reue - Tony Blair hat nichts verstanden

Barbara Wesel 7 de julio de 2016

Der Untersuchungsbericht über die britische Beteiligung am Irakkrieg fällt ein vernichtendes Urteil über Ex-Premier Tony Blair. Er wird als Lügner und Kriegstreiber in die Geschichte eingehen, meint Barbara Wesel.

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Großbritannien Chilcot-Bericht - PK Tony Blair
Tony Blair bei der Pressekonferenz nach der Vorstellung des UntersuchungsberichtsImagen: Reuters/S. Rousseau

In der öffentlichen Meinung war er längst verurteilt: Tony Blair zog mit George W. Bush in den Irakkrieg, um sich als Weltpolitiker und bester Verbündeter des US-Präsidenten wichtig zu machen. Er belog sein Parlament und sein Volk und trägt eine Mitschuld an Tod und Chaos im Nahen Osten, so glaubten viele.

Dennoch hat sich das lange Warten auf den Untersuchungsbericht gelohnt, denn jetzt kann man lückenlos beweisen, wie es zu dieser größten politischen Fehlentscheidung der britischen Nachkriegsgeschichte kam.

Kein Schlupfloch, keine Ausrede

In unendlicher Detailgenauigkeit führt hier ein früherer hoher Regierungsbeamter einen leisen, aber perfekt gezielten Vernichtungsschlag gegen Tony Blair. Im gegenwärtigen politischen Chaos in Großbritannien zeigt der alte Regierungsapparat noch einmal seine Qualitäten. Sir John Chilcot legt in zweieinhalb Millionen Worten dar, wie Blair sich 2002 zum Krieg entschloss und anschließend die Gründe zurechtbog, um ihn zu rechtfertigen.

Das Urteil des Berichterstatters ist unmissverständlich: Es gab 2003 keinen guten Grund und keine Rechtsgrundlage für die Invasion des Irak. Die Geheimdienstberichte über Saddams angebliche Massenvernichtungswaffen waren zweifelhaft. Es existierte keine rechtliche Grundlage für den Krieg. Blair hat den UN-Sicherheitsrat unterlaufen, seine Truppen miserabel ausgerüstet und völlig dabei versagt, für die Zeit nach dem Krieg zu planen.

Blairs Ursünde

Die Briten waren vor dem Einmarsch massenhaft auf die Straße gegangen. Sie hatten einen guten Instinkt dafür, dass sie belogen wurden und dass es weder die "unmittelbare Bedrohung" des Landes noch Saddams Massenvernichtungswaffen gab. Aber Tony Blair setzte sich über seine Bevölkerung ebenso hinweg wie über die Einwände aus Frankreich und Deutschland.

Barbara Wesel Kommentarbild App *PROVISORISCH*
Barbara Wesel ist DW-Korrespondentin in Brüssel

Sein Größenwahn verleitete ihn, sich ausgerechnet George W. Bush als Gefolgsmann anzudienen, und Großbritannien in einen Krieg zu führen, der im Desaster endete. Mit Bedacht zieht der Bericht den Bogen von der Invasion 2003 bis zum heutigen Zustand des Irak.

Mit seinem Betrug über die Kriegsgründe aber brach Blair das Vertrauen zu seinen Wählern. Er knebelte sein Kabinett und unterlief die Kontrollen von Regierungshandeln.

Der Ex-Premier legte den Grundstein für Hass und Widerstand, die Politikern heute vielfach entgegenschlagen. Er beging die Ursünde, aus der sich das Misstrauen speist, mit dem viele heute die Politik betrachten.

Weiterhin keine Reue

Es war ein bleicher und gealterter Tony Blair, der mit zittriger Stimme von Trauer und Bedauern sprach. Aber er hat immer noch nichts verstanden. Denn gleich darauf brachte er wieder die alten, müden Rechtfertigungen: Die Welt sei besser ohne Saddam, die Anschläge von 9/11 hätten die Welt verändert. Und der Terrorismus in der Region heute sei keinesfalls eine Folge der Invasion.

Es ist ein monumentaler Akt der Verleugnung. Blair versucht weiter zu verteidigen, was nicht zu verteidigen ist: eine Kette von haarsträubenden politischen und militärischen Fehlern, seine Fehleinschätzungen und seine grenzenlose Überheblichkeit.

"Mit dir - wie auch immer", hatte der britische Premier im Sommer 2002 an George W. Bush geschrieben. Das sollte man in seinen Grabstein meißeln, zur ewigen Abschreckung vor blinder Gefolgschaft und politischer Hybris. Nach diesem Untersuchungsbericht ist Blairs Ruf vernichtet.

Was er in seiner Regierungszeit an Gutem geleistet hat - etwa der Friedensvertrag für Nordirland - wird unter den Trümmern des Irakkrieges begraben. Ob Tony Blair jetzt vor Gericht gestellt werden kann, ist offen. Aber die Geschichte wird ihr Urteil über ihn fällen: Hier steht ein Mann, der den falschen Krieg führte, aus den falschen Gründen und mit einem falschen Plan.